Terror hausgemacht (Teil 2)
Terror hausgemacht (Teil 2)

Terror hausgemacht (Teil 2)

Inzwischen (Stand Juli 2016) hat die Terrorwelle auch Deutschland erreicht. In 3 von 4 Anschlägen in München, Würzburg, Reutlingen und Ansbach waren die Terroristen von der islamistischen Staatsreligion des IS infiziert. Der vierte war ein Amokläufer und litt unter posttraumatischen Belastungsstörungen. Alle Attentäter hatten einen Migrationshintergrund, waren aber keine Flüchtlinge. Der IS sucht im Kriegsgebiet wie auch in Europa gezielt nach psychisch geschwächten Persönlichkeiten, die sich als Gotteskrieger oder als Märtyrer eignen. Alle Attentäter hatten aber auch eine Gemeinsamkeit. Sie waren geprägt von Unsicherheit und zwar sowohl sozialer wie auch psychologischer Art: Massenarbeitslosigkeit bei Jugendlichen, schlechte Bildungschancen, Zurücksetzung, weil man ausländischer Herkunft ist und das an der Hautfarbe oder am Namen deutlich wird, die Unsicherheit bei den Arbeitsverhältnissen usw. (Prekarisierte: Gruppierung, die aufgrund ihrer Lebensumstände sozial abgestiegen sind bzw. von einem sozialen Abstieg bedroht sind). D.h. die Ursachen haben ihren Ursprung nicht nur im vom Westen mit verursachten Chaos im Nahen Osten, sondern auch in den Zuständen innerhalb Europas.
In Frankreich haben sich regelrechte Ghettos gebildet, in denen die Unterprivilegierten leben. Frankreich ist es nicht gelungen, Einwanderer aus den ehemaligen französischen Kolonien, etwa im Nordwesten Afrikas, zu integrieren. Die zweite bzw. dritte Generation dieser in den Banlieus lebenden Menschen reagiert und antwortet auf ihre Weise auf das, was man ihr zumutet. Vorboten dieser Reaktion waren schon die massenhaften Jugendunruhen in den Banlieus 2005. Jungen Menschen, die keinen Einstieg ins Leben finden, sich weder nützlich machen können, noch Anerkennnung finden, sind anfällig für Idole wie Hitler und faschistische Ideologien wie Nationalsozialismus und Islamischer Staat. Vorausgegangen ist in allen Terrorfällen eine grundsätzliche Verabschiedung von „westlichen Werten“. Demokratie oder Freiheit sind in den Kreisen der Prekarisierten keine Ideale. Die deutschen Zustände sind nicht immer mit denen in Frankreich gleichzusetzen, aber in den Ansätzen ähnlich. Auch in Deutschland gibt es Prekarisierte und Einwanderer, die noch nicht integriert sind, wie z.B. türkische Migranten, die in Deutschland für Erdogan demonstrieren, d.h. einerseits Militärdiktatur ablehnen, sich aber für eine AKP-Diktatur instrumentalisieren lassen.
In der Debatte um Ursachen und Hintergründe der Terroranschläge übergeht man elementare Fakten oft. So hat es seit 2012 in Frankreich ein Dutzend Attentate mit etwa 250 Todesopfern gegeben. Dabei waren nur acht Täter Ausländer oder binational, 16 hingegen Franzosen. Das Problem ist also eher hausgemacht.

(Teil 1 s. Archiv 11/15)

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