Israel 18.5. – 30.5.2013
Israel 18.5. – 30.5.2013

Israel 18.5. – 30.5.2013

30 Länder habe ich bisher auf dieser Tour besucht, 30 mal die Grenze gewechselt. Das Schärfste habe ich mir zum Schluss aufgespart: An der israelischen Grenze ist der komplette Inhalt des Autos auszuräumen und durch den Scanner zu schleusen. Aber die Prozedur hatten wir vor 2 Jahren hier schon mal durch, war also keine Überraschung. Nach 2 Stunden war alles erledigt, da ich mich vorbereitet hatte. Auf jordanischer Seite waren noch mal 35,-JD fällig, und für Israel noch mal knapp 100,- € umgerechnet für die Auto-Versicherung fällig. Wegen der vielen Stempel im Pass werde ich im Hochsicherheitstrakt noch interviewt, und muss solche Fragen beantworten wie, was ich im Iran und in Syrien vor 2 Jahre zu suchen hatte. Da gibt es nicht viel zu erklären, ich bin Tourist und das ist Teil 2 meiner Weltreise.
Gleich hinter der Grenze liegt Elat. Ich stelle mich zwischen Aqaba und Elat ans Rote Meer.

Eilat DSCF0008  Kibbuz DSCF0009

Hier muss ich die Frage klären, wie ich zurück nach Europa komme? Die Möglichkeit auf dem Landweg durch Libanon und Syrien zu fahren scheitert nur daran, dass Libanon keine Einreise von Israel aus gestattet, so die Antwort der libanesischen Botschaft in Berlin. Die Durchfahrt durch Syrien an der Küste entlang zur Türkei wäre wahrscheinlich nicht das Problem, da dieses Gebiet, in dem vor allem die Religionsgemeinschaft der Alawiten lebt, von Assad kontrolliert wird, der zunehmend in dem Bürgerkrieg an Hoheit zurückgewinnt. Auch der Landweg über Libyen schied von vornherein wegen ungeklärter staatlicher Verhältnisse aus. Für beide Wege bekommt man wohl auch kein Visum. Also werde ich die Fähre nehmen müssen, um Europa zu erreichen. Nach unseren Recherchen gibt es folgende Möglichkeiten mit einer RoRo- Fähre ab Israel:

  1. Haifa – Iskenderun (Türkei),          660,-USD, Elif Göndem von Clipper Shipping, Fähre SISA.
  2. Ashdod – Monfalcone (Italien) , 1.600,-€, Manfred Franz von Mafratours, Fähre Grimaldi.
  3. Ashdod – Salerno (Italien),         1.025,-€*, Richard Hellyer von Pathfinder , Fähre Grimaldi.
  4. Haifa – Lavrio (Griechenland),   1.310,-€, Alicia Rozner von A. Rosenfeld Shipping, Fähre Salamis Lines.

Da ich Griechenland noch nicht kenne, tendiere ich zur letzten Variante. Außerdem ist Salamis Lines unkompliziert bei der Reservierung. Während Clipper Shipping 3 Wochen Vorlaufzeit voraussetzt, genügt bei Rosenfeld Shipping auch 1 Woche. Im Preis für die Fähre nach Griechenland (1.020,-€) sind die Hafengebühren in Lavrino enthalten. Die für Haifa kommen noch hinzu und sind mit rd. 290,-€ doch recht happig. *Ich nehme an, dass die bei Salemo auch noch hinzukommen. Wie ich im Nachhinein höre, soll die Fähre nach Iskenderun ganz weggefallen sein.
Aber bis zur Abfahrt der Fähre habe ich noch ein paar Tage Zeit, mir Israel anzusehen. Zuerst fahre ich vom Roten-an das Mittel-Meer, durch die Nagev-Wüste, vorbei an einem Kibbuz – Dorf und durch den Ramon Krater. Ein Museum erinnert dort auch an den israelischen Astronauten Ilan Ramon, der bei einer Columbia-Mission ums Leben kam. Er war einer der Piloten der israelischen Luftwaffe, der beim Angriff gegen den Iran beteiligt war.
In Ashdod gehe ich erst mal baden und beobachte bei untergehender Sonne ein jüdisches Hochzeitspaar. Südlich von Ashdod stelle ich mich auf einen Campingplatz, direkt ans Meer. Hier sind es „nur“ noch 30 Grad im Schatten, die große Hitze ist überstanden.

Ramon Crater DSCF0014  Hochzeit DSCF0020

Auffallend in Ashdod sind die vielen russischen Läden. Russischsprachige Juden sind momentan die größte Minderheit in Israel.
In Israel unterwegs sein, heißt auf den Spuren von Jesus zu sein. In der Old City von Jerusalem befinden sich gleich 3 religiöse Heiligtümer, die der Christen, der Moslems und der Juden. Israel das Land der Bibel, des Glaubens und Wiege der monotheistischen Religionen. Vor etwa 2.000 Jahren prägte hier die Geburt Jesus die menschliche Geschichte.

Jerusalem DSCF0026Vom Ölberg, bietet sich das Panorama auf die Altstadt Jerusalems mit der vergoldeten Kuppel des Felsendoms.
Zwischen Europa und Afrika war dieses strategisch wichtige Gebiet stets umkämpft. Etwa 1.000 Jahre vor Christus wurde in Jerusalem der erste Tempel der Christen errichtet und mehrmals zerstört. 632 wurde Jerusalem von den Moslems erobert. Sie bauten den heutigen Tempeldom über den Tempel der Christen, von dem nur die Klagemauer westlich des Tempelberges übrig bleib.

Jerusalem DSCF0058  Jerusalem DSCF0057

Heute ist die Westmauer der Wallfahrtsort der Christen, wo sie die Zerstörung ihres Tempels beklagen, und Zettel mit Wünschen hinterlassen, Dankgebete und Wünsche für eine glückliche Ehe, für ein gutes Geschäft, eine gelungene Prüfung, oder auch um geheilt zu werden. Selbst Atheisten haben dort Zutritt, auch ohne Kopfbedeckung. Es soll ein Ort der Religionsfreiheit sein. Der neue Papst hält sich an die biblische Botschaft, wonach jeder Mensch ein Ebenbild Gottes ist, Gläubige ebenso wie Ungläubige. D.h. die Religion hat nicht das Recht Ungläubige zu verurteilen, wie umgekehrt auch nicht.
Ich sehe den Heiligenschein über der Grabeskirche, aus der Jesus als Sohn Gottes auferstanden sein soll.

Jerusalem DSCF0049 Jerusalem DSCF0052

Der größte Teil der Historiker des neuen Testamentes nimmt an, dass Jesus von Nazareth tatsächlich existiert hat. In Jerusalem bekleidete er ein geistliches Amt. Für den, der nicht an Wunder glaubt, fängt mit dessen Auferstehung die Sage an.

Der Theologe Eugen Drewermann, der bekannteste Vertreter der Bibelexegese, sieht das sinngemäß so: Das kirchliche Dogma leitet aus Aussagen, die in der Geschichte des Menschen selbst ihre Begründung haben, die Wahrheit Gottes ab. Die Kirche als Institution maßt sich an, über das, was die in der Bibel niedergeschrieben ist, sich als Mittler zwischen Gott und den Menschen zu erheben.
Über der Klagemauer (der übriggebliebenen Stützmauer des Tempels der Christen) befindet sich das drittgrößte Heiligtum der Moslems, die El-Aqsa-Moscheee, dem Felsendom. Wie schon in Saudi Arabien habe ich als Nicht-Moslem keinen Zutritt. Der Tempel der Moslems wurde auf die Mauern des Tempels der Christen errichtet. Für die Moslems ist ihr Felsendom heilig, weil nach ihrer Tradition von hier aus Mohammed auf seiner geflügelten Stute in den Himmel fuhr. Mohammed war „nur“ Prophet, nicht Sohn Gottes, von dem gibt es für Moslems nur den Einen. Für die Juden wiederum ist es unmöglich zu glauben, dass Gott zulassen würde, dass sein Sohn gekreuzigt (hingerichtet) wird.
Vom Ölberg aus soll Jesus in den Himmel gefahren, und seine Mutter, die Jungfrau Maria in einen ewigen Schlaf gefallen sein. Das Wunder, eine Jungfrau Mutter werden zu lassen, konnte nur Gott selbst vollbringen, glauben die Christen.
Für einen Atheisten kann so eine Visite ins Allerheiligste Bildungslücken schließen, um sich z.B. Bilder mit biblischem Hintergrund zu erschließen, oder aus einer anderen Perspektive zu sehen.
Mir ist mein Fahrrad heilig. Inzwischen mehr ein Schrotthaufen, erfüllt es aber auch hier immer noch seinen Zweck.

Fahrrad DSCF0043  Jerusalem DSCF0044

Von der Ostseite des Ölbergs bietet sich auch ein Blick auf die Schattenseiten dieser Stadt und dieses Landes: Auf die Mauer mit der sich der jüdische Staat Israel gegen die Palästinenser abschottet. Eine Mauer, die zumindest rein äußerlich an die Berliner Mauer erinnert.

Jerusalem DSCF0035Mauer68

Jerusalem ist eine geteilte Stadt. Die Palästinensergebiete sind eingeschlossen und werden von der israelischen Besatzungsmacht bewacht. In Richtung Totes Meer passiere ich ohne Probleme die Grenzanlagen (Waffenstillstandslinie) und fahre durch das von Israel besetzte Westjordanland, welches von den Palästinensern zu 40% selbst verwaltet wird.
Das Jordantal ist mit 420 m unter dem Meeresspiegel die tiefste Stelle der Erde. Hier unten staut sich wieder die Hitze. Es gibt Pläne, nach denen das Tote Meer mit dem roten Meer durch eine Pipeline verbunden werden soll, um das Tote Meer mit Wasser nachzufüllen. Dagegen laufen Naturschützer Sturm.
Vor dem Toten Meer, welches wir bereits von der jordanischen Seite aus gesehen haben (s. www.asien.blogger.de ), biege ich zum See Galilee ab. Am Berg, wo Jesus seine Bergpredigt hielt, steht auch die Kirche der Seeligpreisungen. Die Bergpredigt ist einer der Gründe, warum einige Linke Christen sind, oder vielleicht auch umgekehrt.

Bergpredigt76   Kirche Seeligpreisung73

Hier hat Jesus von Nazareth als historische Person, einen großen Teil seines Lebens verbracht. Geboren wurde er in Betlehem (Weihnachten), ganz in der Nähe. In Jerusalem wurde er gekreuzigt und ist wiederauferstanden (Ostern) und zum Himmel gefahren (Himmelfahrt). Die Geburt Jesu und seien Fahrt zum Himmel wurde bestimmten Personen jeweils über Engel „verkündet“. War Jesus von Nazareth, soweit es ihn tatsächlich gab, bewusst, dass er Sohn Gottes war, oder wurde ihm das nachgesagt, also angedichtet?
Das Boot auf dem See Genezareth und Kirche der Apostel

ApostelKirche84  SeeGalilee71

In Haifa bezahle ich zuerst mein Ticket für die Fähre nach Europa und schaue mir dann noch die Stadt ein wenig an. Das Büro von A. Rosenfeld Shipping liegt unmittelbar am Gate 5, am Fuße des Berges Karmel. Die vergoldete Kuppel des Bahai-Tempels ist von persischen Gärten umgeben. Von ganz oben hat man einen herrlichen Blick auf die Stadt und den Hafen. Leider haben zerstreute Touristen, soweit sie nicht im Rudel mit dem Bus anreisen, kaum Zutritt, wegen fehlender Sicherheitskräfte!

Haifa89  Haifa96

Auch in Haifa steuere ich einen Standplatz an, direkt am Meer, allerdings unbewacht. In Jerusalem war es ein großer Parkplatz mitten in der Stadt, auf dem die Polizei spät abends meinen Pass sehen will um mir dann eine gute Nacht zu wünschen. In Israel kennt man leider keine Campingplätze für Campingautos, nur für Zelte. Auch Hotels findet man nicht, die einen Car-Camper akzeptieren würden. Aber es ist kein Problem und es besteht auch keine Gefahr, öffentliche Plätze zu nutzen. Findet man einen ruhigen Platz, kann man in Frieden schlafen. Oft findet man in der Nähe solcher zentralen Plätze in der Stadt auch eine Toilette. Aber ein öffentlicher Platz bleibt immer ein öffentlicher Platz, mit all seinen Nachteilen. Die Interessen von Nachtschwärmern kollidieren mit denen, die nachts Ruhe suchen. Freies Internet zu finden, ist dagegen in Israel überhaupt kein Problem, das gibt es z.T. auch auf den öffentlichen Plätzen.  An Erreichbarkeit und Schnelligkeit des Internets war auf der gesamten Reise Israel Spitze.
In Haifa fährt unmittelbar von meinem Stellplatz am Meer eine Seilbahn zur Stella Maris.

Haifa101

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Haifa98

In Tel Aviv stelle ich mich auf einen Parkplatz direkt in der Altstadt von Jaffa, den ich mit Markus-Koordinaten schnell finde. Vor der Skyline der Neustadt befinden sich helle Sandstrände. Hier gab es bis kurz nach 1900 nur Palmen. Und die Stadt verspricht, was man ihr nachsagt: sie schläft nie.

TelAviv115  TelAviv107

Im Park der Altstadt beobachte ich wieder ein Hochzeitspaar und einen Rabbi.

TelAviv109  TelAviv105

Seefahrt 30.5.- 2.5.13

Wieder in Haifa zurück beginnt am Freitag um 15 Uhr die Einschiffung. Diesmal zwar keine Kontrolle des Fahrzeuges aber wieder endlose Fragen, wie: Warum und zu welchem Zweck in Israel, warum schon mal im Iran und in Syrien, warum vorher in Sudan und Saudi-Arabien gewesen, was ich dort wollte, ob ich Waffen mit mir führe usw. Außer mir sind nur noch 2 Passagiere auf dem Boot: Bram & Lore aus Belgien: www.offexploring.com/bramlore. Sie sind von Südafrika auf dem Weg nach Hause über Ägypten gefahren, steigen aber am nächsten Morgen in Zypern schon wieder aus. Sie haben an den ägyptischen Grenzen keine schlechten Erfahrungen machen können.

Fähre121  Fähre125

Mir gibt der Kapitän meinen Pass für eine Stippvisite mit dem Fahrrad in Limassol. In der Zeit werden einige LKW zugeladen. Ich mache auf Zypern, was ich ein Jahr nicht mehr gemacht habe: Ich lasse mir am ATM € auszahlen! Zypern ist geteilt, wie einst Deutschland. Mit dem Unterschied, dass sich an der Mauer in Zypern nicht zwei Machtblöcke gegenüberstehen, sondern „nur“ zwei Volksgruppen auf einer Insel. 1960 wurde Zypern von der britischen Kolonialherrschaft in die Unabhängigkeit entlassen. Weil sich die türkischen Zyprer nicht als Minderheit behandeln lassen wollten, spitzte sich der Konflikt der beiden Volksgruppen 1964 zu einem Bürgerkrieg zu. Als 1974 griechisches Militär gegen den zyprischen Präsidenten Makarios putschte, griff die Türkei militärisch ein und besetzte im Norden 37% des Territoriums Zyperns. Seitdem ist Limassol die Hauptstadt der griechischen Süd-Zyprer, und Nikosia die der türkischen Nord-Zyprer. Die letzte Volksabstimmung 2004 brachte noch keine Wiedervereinigung. Sie ist an den griechischen Zyprern gescheitert.
Zypern ist nach Griechenland, Spanien, Portugal und Italien ein weiterer Krisenherd im Süden Europas. Auch dort schrumpft die Industrieproduktion, bricht die Investitionstätigkeit ein und steigt die Arbeitslosigkeit. Nach der letzten Finanzkrise ist Süd-Zypern im Prinzip pleite.
Auf dem Schiff lädt der Kapitän mit seinen 1, Offizieren in zivil zum Grillen auf Deck, sowie auf die Brücke ein. Am nächsten Tag passieren wir gegen 19 Uhr Rhodos. Am Sonntag früh legen wir in Lavrio an. Nebenbei kuriere ich ein Infekt aus, den ich mir wahrscheinlich bei ständigem Wechsel zwischen Air Kondition und Hitze schon in Sudan zugezogen habe. Ansonsten genieße ich die 3 Tage und Nächte auf dem Schiff, bei voller Verpflegung und einem ruhigem Zimmer mit Meerblick. Ich lege eine große Strecke zurück, ohne mich selbst um das Fortkommen kümmern zu müssen. So spare ich 1.900 km, die ich hätte selber auf dem Landweg fahren müssen. Ich spare auch an Zeit, denn für diese Strecke hätte ich etwa 12 Tage gebraucht bis auf gleiche Höhe, wenn ich vom Durchschnitt der bisherigen Reise ausgehe. Ich spare aber nicht an Geld, denn für die 12 Tage hätte ich etwa nur 620,-€ ausgegeben. Auf dem Schiff zahle ich also mehr als das Doppelte, um 9 Tage zu sparen. Aber die Frage stand ja so nicht.

Cyprus136Rhodos141

Die Seefahrt war relativ ruhig, nur ein wenig Wind von vorn. Vorbei an Rhodos erreiche ich nach 3 Tagen das rettende Festland in Lavrio, Griechenland. Auch das Ausschiffen ging reibungslos, kein Visum, keine Immigration, kein Custom. Wäre echt schade um Europa, wenn es wegen ein paar Finanz-Zockern und ein paar regierenden Sparschweinen kaputt gehen würde.

Geplante und gefahrene Route in Israel

Israel

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