Reise Europa-Ost
Reise Europa-Ost

Reise Europa-Ost

RouteEuroOstGefahrene Route vom 20.6. bis 27.8.2017 über Polen, Kaliningrad (RUS), Litauen, Lettland, Russland, Finnland, Schweden, Norwegen und Dänemark: 7.740 km in 67 Tagen und 47 Etappen.
Die Route berührt nur EU-Staaten im Schengener Raum, außer Russland, in dem ein Visum erforderlich ist. Eine andere Währung als € gibt es in Polen, Russland, Schweden, Norwegen und Dänemark. Das nervt, wie das Visum.
Alle Staaten sind in der Nato, außer Russland. Mit der bereits gefahrenen Route „Rund um die Ostsee“ kreuzt sich diese Route nur in Litauen, in Vaasa (Finnland) und Trondheim (Norwegen) .
Es ist das 4. Jahr nach der Asien- und Afrika-Reise mit „nur“ einer weiteren Europatour. Damit war ich in den letzten 8 Jahren etwa 3 Jahre unterwegs. Der 3. Teil der Weltreise: 1 Jahr durch Süd- und Nord-Amerika, steht noch aus. Je länger ich damit warte, um so unwahrscheinlicher wird es diese noch zu realisieren.
Unterwegs bin ich immer noch mit dem als Camper selbst ausgebauten Toyota. Jetzt aber nicht mehr im alten Mr. „Hiace“, sondern der neue Typ heißt jetzt „Proace“, der Nachfolger aus der Toyota-Serie. Den Camper-Ausbau habe ich im Blog näher beschrieben (s. „In eigener Sache“). Das Fahrrad, das ich nur für kurze Ausflüge und für Fahrten in größere Städte nutze, hängt wieder hinten an der Kupplung.

In Polen halte ich mich, wie auch in Litauen und Lettland, nicht lange auf. Das Wetter kühlt ab und wird launisch. Ich fahre in die Sonne, die Wolken trotten hinter mir her. Nördlich von Chojnice finde ich an einem See ein Campingplatz am Hotel für mich allein.
 

Nahe Sztutowo, westlich von Danzig, gehe ich in der Ostsee baden und beobachte, wie schon am See in Chojnice, die Sonne beim Untergang.
 

In Elblag gibt es nahe der City einen netten Campingplatz, der relativ dicht mit Wohnwagen besetzt ist. Ich finde eine Werkstatt, die mir am Fahrrad einen neuen Mantel montiert, um in das nahe Zentrum zu fahren.

Nach meinem Erkenntnisstand ist die Einreise nach Russland über Weißrussland nicht erlaubt, weil dort die Grenze nicht kontrolliert wird. Nicht kontrolliert würde illegal eingereist heißen. Also wenn schon ein Visum für Russland, dann eins mit doppelter Einreise. So verlasse ich den Schengener Raum und fahre durch Kaliningrad, eine nach dem 2. Weltkrieg entstandene russische Enklave zwischen Polen und Litauen. Der Grenzübergang ist relativ entspannt. Gerade noch so viel Zeit, um mich mit einem jungen Radfahrer aus Deutsch zu unterhalten, der in Frankreich gestartet ist und auch nach Moskau und Sankt Petersburg will, mit dem Fahrrad. Da wird es leider schwierig sich wie meist ein zweites Mal zu sehen, obwohl er auch auf der Straße fahren muss, denn in Russland gibt es so gut wie keine Fahrradwege. Durch Deutschland zu fahren war für ihn eher langweilig (im Westen nichts Neues?) und er ist gespannt auf Osteuropa. In Russland ist es (noch) nicht üblich mit dem Wohnwagen zu reisen, deshalb gibt es auch so gut wie keine Campingplätze. Dass man nicht mehr in der Eurozone ist, merkt man auch sonst sofort: Ein anderes Preisniveau (umgerechnet in Rubel), keine aus dem Westen importierten Supermärkte, mit wenigen Ausnahmen wie Mac Donald z.B. Das Straßennetz ist gut ausgebaut, außer in Kaliningrad selbst. Ohne Navi wegen der vielen Baustellen unmöglich zu finden, erreiche ich den über Basecamp gefundenen Campingplatz am östlichen Stadtrand am Hotel Baltic (N54° 42.473′ E20° 36.942′), mit Blick auf einen kleinen See. Vorher ist es mir noch gelungen den zweiten Navi mit einer nicht Garmin konformen Software und mit einer Russlandkarte zu bestücken. Nach einem Missverständnis musste ich feststellen, dass der im Auto integrierte Navi keine Russlandkarte beinhaltet.


Da nur eine Autobahn ohne Fahrradspur in die nahe City führt, fahre ich vom Hotel Baltic mit dem Bus und nehme das Fahrrad mit.
 

Im Bernsteinmuseum wimmelt es nur so von Bernstein. Ganze Schiffe werden daraus geschnitzt. In der Nähe wird er im Tagebau tonnenweise abgebaut. Etwa 80% der Weltvorräte lagern hier auf der Halbinsel. Viel geredet wird vom Bernsteinzimmer, das noch immer verschollen ist. Mit Kaliningrad hat es nur so viel zu tun, dass es hier am Ende des 2. Weltkrieges von den Nazis im vom Krieg zerstörten Schloss ausgestellt wurde, wo das bis heute noch nicht fertiggestellte sowjetische Haus steht. Im dem von ihnen angefangenen Krieg handelten die Faschisten nach dem Motto: Geschenkt ist geschenkt (vom Fürsten an den Zaren), wiederholen ist gestohlen. Eine Kopie des kompletten Bernsteinzimmers steht heute wieder in Sankt Petersburg. In Deutschland gefundene Teile des Originals wurden an Russland zurückgegeben.

Sonntags wird, wie in Russland üblich, an den schönsten Plätzen geheiratet, wie hier am Dom. Auch die Matrosen sind hier ausgelassen und feiern abends mit ihren Familien im Hotel Baltic.

Auch in Kaliningrad bauten sich die Hohenzollern ihr Schloss. Im Krieg wurde es beschädigt und später gesprengt. Ende der 60er Jahre entstand an diesem Ort ein 21-stöckiges Hochaus, das berühmte Haus der Sowjets. Es galt als Ikone des Brutalismus, der sich weltweit ab den 50er Jahren verbreitete und architektonisch für Sichtbeton, klare Form und soziale Funktion steht. Das Vorurteil gegen die brutalistische Moderne speist sich sicher aus biederer Bürgerlichkeit, die lieber mittelalterliche Innenstädte, Kirchen und Schlösser rekonstruiert. Das Haus der Sowjets konnte während der gesellschaftlichen Transformation bis 1991 nicht fertiggestellt werden, und wurde so zum Symbol des Stillstands der späten Sowjetunion. Später wurde es mehrfach privatisiert und verkauft und verfiel weiter.
Inzwischen ein trauriger Anblick, steht es kurz vor dem Abriss. Noch ist unbekannt, was dort entstehen soll: Ein Shoppingcenter? Das wiederaufgebaute Schloss?
Auf dem Rückweg kurbelt mir die Pedale vom Fahrrad ab, das schon in die Jahre gekommen ist, aber für diesen Zweck noch gut genug ist. Zum Glück besteht die Möglichkeit mit dem Bus zurückfahren. Die Preise für die Öffentlichen sind auch noch aus sowjetischen Zeiten, also spottbillig. Nicht so wie im Auto-Deutschland, wo es mit dem Auto etwa so teuer wie mit den Öffentlichen ist. Da haben die Grünen noch nichts erreicht, wenn sie es denn wollten.
Richtung Norden fahre ich über die Kurische Nehrung, eine sehr schmale und über hundert Kilometer lange Halbinsel zwischen Kaliningrad und Klaipeda, welche jetzt unter dem Schutz des UNESCO-Weltnaturerbes steht. Einfach in der Natur mit dem Auto stehen geht gar nicht im Schutzgebiet. In einem Ferienobjekt lässt mich der Security durch und für ein paar Rubel direkt am Haff stehen.

Ganze Völkerwanderungen wollen z.B. den tanzenden Wald sehen. Alle stolpern über Holzstege mit Geländer, die den Wald vor ihnen schützen sollen.

Auf der Fahrt zur Grenze öffnet sich mal der Panoramablick auf das Haff, mal auf die stürmische Ostsee.
Unterbrochen wird das schmale Land nur durch die Grenze zwischen Russland und Litauen. Wieder sind es nur sehr wenige Fahrzeuge, die die Seite wechseln. Früher eine Grenze zwischen in einer Union verbundenen Bruderstaaten und nun zwischen sich feindlich gegenüberstehenden Ländern. Den Baltischen Staaten wurde der EU-Beitritt aus geostrategischen Gründen hinterhergeschmissen, den Russen würde er verwehrt werden. Die Ukrainer dagegen wollen in die EU, man lässt sie aber noch lange darauf warten. Entscheidend für den Westen ist erst mal nur, dass ihre Nato-Panzer bis kurz vor Wolgograd (ehemals Stalingrad) vorrücken, und sie derweil von der russischen Gefahr schwadronieren können.
Entsprechend verläuft die Grenzkontrolle: Die Russen machen Dienst nach Vorschrift besonders gründlich, im Schengener Raum werden EU-Bürger durchgewinkt. Dafür kostet der nochmalige Eintritt in das Naturschutzgebiet in Litauen gegenüber der in Russland das zig-fache. Die Natur berührt das nicht. Fuchs und Hase sagen sich hier nicht nur gute Nacht und werden geschützt, sondern wechseln auch ungehindert die Grenze.

Gleich hinter der Grenze mache ich in Litauen (Lithuania, LTU) Halt in Neringa. Ein netter kleiner Urlaubsort auf westlichem Niveau. Hier hat schon Thomas Mann sein Domizil aufgeschlagen. Der Campingplatz liegt im Kiefernwald nahe einer über 50 m hohen wandernden Sanddüne. Er ist nicht so überlaufen und fischgrätenartig angeordnet, wie sonst meist in Westeuropa. Hier bleibe ich ein paar Tage länger und würde auch immer wieder herkommen, in der Vorsaison. Ab Berlin bin ich der Sonne vorweggefahren und es wurde unangenehm kühl. Jetzt hat mich das Hochdruckgebiet mit seiner Wärme eingeholt und ich kann im kalten Wasser baden an dem herrlichen Ostseestrand, der auch nicht so überbelegt ist.

Auf dem Campingplatz stehen auch viele Westdeutsche mit ihren Wohnwagen. Für die ist hier das Ende ihrer Welt, auf der russischen Seite habe ich keinen gesehen. In das Reich des Bösen und zu Putin wollen sie nicht (lt. Stammtischgespräch am Biertisch). Im Jargon der Bildzeitung erwartet sie dort doch nur grauer, verrotteter Beton und Plattenbauten, igitt. Was zum Teil stimmt, aber eben wie meist in den Mainstream-Medien, nur die halbe Wahrheit ist. Ostdeutsche leiden weniger unter Russophobie, haben weniger Berührungsängste und machen sich ihr eigenes Bild von Land und Leuten.
Laut Rassenideologie der Faschisten waren Russen genauso wie Juden deklassierte Menschen und wurden entsprechend unmenschlich behandelt. Heute wird Russland mit Embargo belegt. Das hat beides miteinander nichts zu tun? Man kann zwar die Wut auf Muslime und Flüchtlinge zumindest in der Intensität nicht vergleichen mit dem Antisemitismus zur Zeit des Faschismus. Aber wieviel von diesem Rassenhass steckt noch heute in den Köpfen nicht nur der sog. Rechtsextremen im vereinigten Deutschland? Rechtspopulisten lenken die Verbitterung von Deklassierten auf Sündenböcke. Die Verbitterung der Verlierer kann aber auch zur Stärkung sozialstaatlicher Ideen führen, wie die Erfolge von Corbyn, Labour-Chef in England, oder von Sanders, Sozialist in den USA, zeigen, die von der marktreligiösen Vernebelung ablenken. Das starke Anwachsen der Deklassierten ist das Ergebnis von 30 Jahren neoliberaler Politik. Insofern hat auch die EU den Nationalismus gefördert, wenn auch ungewollt. Die Flüchtlingspolitik der Bundesrepublik und die Politik gegenüber Russland tun ihr Übriges. Sicher kommt noch einiges hinzu, wie das Verharren im Muster des Antikommunismus und des Kalten Krieges. Dass sich Moskau im Gebietspoker aller Seiten die Krim gesichert hat, ist die offizielle Begründung der Politik des Westens gegenüber Russland. Russland hatte zwar in Abstimmung mit den Krimrussen gehandelt, aber völkerrechtswidrig. Dass sich gerade der Westen darüber echauffiert ist angesichts seiner vielen Kriege (Afghanistan, Irak, Libyen usw.) jedoch nicht gerechtfertigt. In den USA wird täglich, noch stärker als in Deutschland, die antirussische Propaganda aufgefrischt. Kritik an der irrationalen Hass-Kampagne gegen Russland macht sich z.B. laut in einem 4-teiligen Film von Oliver Stone „The Putin Interviews“.

Nach einem letzten Strandbesuch auf er Kurischen Nehrung geht es mit der kostenlosen Fähre nach Klaipeda. Zwecks Ausbau der Handelsbeziehungen wurde vor der Implosion der sozialistischen Staaten eine Fährverbindung zwischen Saßnitz/Rügen und Klaipeda ausgebaut. Mit der Wende wurden diese Wirtschaftsbeziehungen fast völlig gekappt. Auch die Fährverbindung wurde 2013 stillgelegt, und fährt jetzt wohl ab Kiel.
Nördlich von Vilnius finde ich in Sudeikiu einen kleinen Campingplatz. Erst stehe ich allein, später landet dort noch ein fast 50-jährigen Fahrradfahrer aus Italien, bevor abends noch ein sehr finsteres Gewitter aufzieht. Der Radler hat beneidenswert gute Laune, trotz des sehr regnerischen Wetters.

Die Landschaft, die der mecklenburgischen Seenplatte sehr ähnelt, lädt eigentlich für einen längeren Aufenthalt ein. Schon seit Polen sieht man in jedem Dorf ein Storchennest.

Durch Lettland fahre ich nur durch. Ab hier beginnen längere Strecken, wie auch in Russland, die gerade ausgebaut werden. Hinter der Grenze nach Russland suche einen schon vorher ausgewählten Campingplatz. Das Problem: in Russland gibt es kaum Campingplätze. Und die vorher runtergeladene OSM- Russland-Karte für Basecamp ist unpräzise. Als Camping ausgewiesene Wegepunkte (Koordinaten) gibt es z.T. gar nicht. Erst spät finde ich daher ein Hotel an einem See, welches mir eine Bleibe im Auto auf dem Parkplatz mit toller Aussicht bietet. Auch ein Zimmer wäre preiswert gewesen, aber im Camper schlafe ich am besten.
Das Hotel bietet mir ein leeres Zimmer zum Duschen, wofür ich für einen kleinen Aufschlag zahle. Der Stellplatz kostet mich pro Nacht 100 Rubel (1 €=68 Rubel).
Wie schon in Afrika beobachte ich einen hohen Anteil an Dienstleistungskräften (Hotel, Küche, Bewachung usw.). Auch in Russland sichert es vielen ein Einkommen. Diesen Luxus kann und will sich Deutschland nicht leisten. Denn es ist Exportweltmeister (neben China) und lebt so auf Pump, bzw.  schmarotzt an der Wirtschaft der Staaten, die weniger Waren aus Deutschland einführen, als sie exportieren. Und Weltmeister ist Deutschland nur, weil es entsprechende Waren anbietet und deren Kosten reduziert. Insbesondere durch Verbilligung der Arbeitskraft, auf Teufel komm raus: Sinkende Lohnquote, Arbeitslosigkeit, Hartz 4, Erhöhung der relativen Armut usw.. Um die Euro-Zone zu einer Exportmaschine umzubauen, schließt die Währungsunion rund um die Welt im Eiltempo neue Freihandelsabkommen ab. Nicht nur Trump ist egoistisch, sondern vor allem die G20-Staaten sichern ihre Interessen, zuerst „natürlich“ jeder seine. Natürlich ist es nicht, sondern kapitalistisch. Da ist Russland nicht ausgenommen, nur eben anders.

Auch in Rzhev, eine Stadt an der Wolga, finde ich nicht den angeblichen Campingplatz. Dafür ein Platz mit Geschichte, der noch an Lenin und an den 2.Weltkrig erinnert. D.h. die Russen haben kein Problem mit ihrer Geschichte. Anders als in Ostdeutschland, wo allles, was mit der jüngeren Geschichte zu tun hat, durch die Bundesrepublik getilgt wird, soweit es nicht an finstere Seiten erinnert.
  Schon in der Nacht hat es nur geregnet. Größere, modernere Raststätten bieten für LKW-Fernfahrer Parkplätze mit Dusche und WC. Im Regen war ich froh, kurz vor Wolokolamsk überhaupt einen Stellplatz gefunden zu haben.  Moskau empfängt mich mit Starkregen. In Moskau gibt es einen Campingplatz. Den finde ich wegen der ungenauen Koordinaten aber auch nur im Schlepptau eines Russen mit niederländischer Autonummer, der mal in Deutschland gearbeitet hat, und mir freundlicherweise den Weg zeigt. Er ist ohne Familie wieder nach Moskau zurückgekehrt, weil nach Deutschland zu viele Ausländer gekommen sind, meint er. Hier betreibt er jetzt ein Campingwagen-Geschäft, kann aber in meinen Camper kein Fenster einbauen, weil er die auch erst in Deutschland bestellen müsste. Auf dem Campingplatz stehen einige Touristen, wie auch ein Radfahrer, der noch bis Irkutzk fahren will. Hut ab bei diesem Wetter. Ich hole mir ein 3-Tages-Ticket für alle Öffentlichen für 300 Rubel, also etwa 1,50 € pro Tag, inclusive Fahrrad. Dann noch eine Prepaid-Karte fürs Internet. Aber wegen meiner und der Unwissenheit der Dienstleister, sowie der Verständigungsschwierigkeiten kaufe ich eine Karte ohne Thethering, das Surfen im Internet über einen USB-Stick mit SIM-Karte ermöglichen soll. Den hier extra zu kaufen ist mir zu teuer, da einer zu hause liegt. Also bin ich weiter, wie immer, auf WIFI angewiesen.

Der Rote Platz ist ein Schmuckkästchen. Das Kaufhaus GUM grenzt daran an mit seinen bunten Blumenbeeten und Springbrunnen. Habe selten so ein tolles Center gesehen.

SAM_3593

Die nahe Christ-Erlöser-Kathedrale (ein orthodoxer Sakralbau) ist weiträumig abgesperrt. Sie ist weltweit die höchste orthodoxe Kirche.  Aus besonderem Anlass (irgendwelche besonders heiligen Gebeine können z.Z. angebetet werden) haben wohl nur Orthodoxe Zutritt. Diese kommen von überall her, und  stehen formiert und diszipliniert kilometerlang an, wie diese hier an der Moskwa, die nicht etwa auf den Dampfer warten. Warum mich der Einlass nur nach Gesichtskontrolle nicht durchgelassen hat, bleibt mir schleierhaft. Oder war es der Ausgang wo ich rein wollte? Na ja, nix versteeen.

 

Moskau hat in den vergangenen sieben Jahren einen rasanten Strukturwandel erlebt, der noch nicht abgeschlossen ist. Wie in allen westlichen Metropolen besteht die Gefahr, dass Geringverdiener in Außenbezirke verdrängt werden. Im Rahmen einer groß angelegten Sanierung will die Stadt über 50 Milliaden Euro ausgeben. Bei der „Renowazija“ sollen alte Wohnungen, die in den 50er Jahren zur Linderung der Wohnungsnot nach dem Krieg vielerorts in der Sowjetunion errichtet wurden (meist vierstöckige Häuser, sog. Chruschtschowkas) abgerissen werden. In diesem Zusammenhang sollen 1,6 Millionen der 11-Millionen-Einwohner-Metropole umgesiedelt werden. Gegen den Abriss ihrer Plattenbauwohnungen regt sich massenhafter Widerstand bei den Bewohnern, die Angst davor haben, in unaktraktive Wohngebiete ziehen zu müssen. Die Mehrheit ist für den Abriss, will aber Auskunft über die konkreten Bedingungen der Umsiedlung. Dabei gibt es ein 1991 noch vom damaligen Obersten Sowjet beschlossenes Gesetz zu berücksichtigen, wonach die meisten Bewohner der Chruschtschowkas, die in einer Wohnung gemeldet waren, sich gegen eine geringe Gebühr als Eigentümer registrieren lassen konnten. Ein Trostpflaster für das ehemalige Volk, welches zusehen musste, wie Zehntausende von sowjetischen Staatsbetrieben oft mit kriminellen Methoden an die neuen Eigner (an „Rote Direktoren“, an Komsomolsekretäre wie Choderkowski und an die „Neuen Russen“) überschrieben wurden. Die Wohnungseigentümer haben gegenüber Mietern natürlich heute die besseren Rechte und können Genossenschaften gründen und die Modernisierung des Hauses, in dem es seit Jahrzehnten keine Grundsanierung gegeben hat, selbst in die Hand nehmen. Allerdings bekommen sie von den Katasterämtern noch nicht ihre Grundstücksgrenzen benannt. Die Aufteilung der Grundstücke war zu sowjetischen Zeiten nicht erforderlich und wurde offensichtlich noch nicht nachgeholt. Rein rechtlich sind  Wohnungseigentümer auch Eigentümer des Grundstükes. Das hat die Stadtverwaltung bei ihrem Umsiedlungsprogramm wahrscheinlich nicht berücksichtigt.
Da tun sich Parralelen auf: Wohnungen in Plattenbauten wurden in der DDR zu Wendezeiten nicht wie in Moskau an Eigentümer übertragen. Die gingen an städtische Wohnungsbaugesellschaften und wurden z.T. nach Modernisierung zu hohen Preisen verkauft. Die noch DDR-Regierung hat es denen, die ihre Wohnhäuser auf Pachtgrundstücken gebaut haben, kurz vor der Abgabe ihrer Regierungsgeschäfte ermöglicht, die dazu gehörenden Grundstücke zu DDR-Preisen zu kaufen. Die z.B., die ihre „Datschen“ auf „volkseigenen“ Pachtland errichtet haben, „durften“ weit nach der Wende das mitunter zwischenzeitlich zu Bauland umgewidmete (aufgewertete) Grundstück zu BRD-Preisen von der Treuhand kaufen. D.h. die meisten Ostdeutschen gingen leer aus und mussten zusehen, wie das sog. „Volkseigentum“ an die Treuhand überging. Ach ja, da gab es ja noch das Begrüßungsgeld von 100 DM.

Die Innenstadt ist ein einziger Bauplatz, die Straßen hoffnungslos verstopft. Mit dem Fahrrad bin ich den innersten Ring abgefahren und musste teppauf, treppab durch Fußgängertunnel laufen, um dem Verkehr auszuweichen. Zu Fuß sind es Kilometer, bis man die Straßenseite wechseln kann. Wegen der Baustellen und der fehlenden Fahrradspuren muss ich zwischen die Füßgänger. Das Geschäft auf der anderen Straßenseite kann man kaum erkennen. Zu Stalins Zeiten wurde weiträumiger, monumentaler gebaut, als zu Zeiten des Zahren. Als Fahradfahrer, die es kaum gibt, ist man ein Fremdkörper, auf den Straßen und in der Metro. In die Stadt hinein konnte ich die Metro auch mit dem Fahrrad nutzen. Nach Feierabend strömten die Massen in die Außenstädte und ich hatte keinen Zugang mehr mit dem Fahrrad. Also besser zu Fuß, wer kann.

Hinter Moskau lege ich auf halber Streke noch einen Halt ein, auf einem 100 Rubel-Parkplatz mit Anschluss an ein Restaurant.

Kurz vor Sankt Petersburg sehe ich einen Unfall (Tanklaster mit abgeschnittener Fahrerkabine). Wenig Unfälle für die Fahrweise von Einigen, die ihr und das Leben Anderer riskieren, nur wegen ein paar Meter Vorsprung. Es gibt genug davon unter den Gewinnern (große, schwarze Karossen) und unter den Verlierern (alte, verrostete Ladas) der russischen Variante einer gesellschaftlichen Neuordnung, das zwischen Arm und Reich geteilt ist. Rasen ist hier noch ein Kavaliersdelikt, und noch nicht wie neuerdings in Deutschland und richtigerweise eine Straftat.

Sankt Petersburg (die Partnerstadt Hamburgs, das Venedig des Nordens, das Fenster Russlands zum Westen Europas) erobere ich mit dem Fahrrad, was Dank des relativ milden Straßenverkehrs und der nahen Lage des Camps möglich ist. Man sieht mehr Fahrräder als in Moskau. Die Stadt, in der Wasserflächen und Stadtarchitektur verschmelzen und in der auf morastigem Boden viel Historie glänzt. Unter Europas Metropolen ist dies mit 300 Jahren (2003) die Jüngste. Die Stadtstruktur wurde seit dem 17. Jahrhundert kaum verändert. Das unterscheidet das von Peter des Großen gegründeten Sankt Petersburg von der durch Stalins Gigantismus geprägten Hauptstadt Moskau, in die die russische Regierung 1914 zog. Nach der Oktoberrevolution wurde Sankt Petersburg in Petrograd umbenannt. Nach dem Tod Lenins hieß sie Leningrad und bekam nach dem Ende der Sowjetunion wieder ihren alten Namen. Gemäß Dekret des Zaren sollte in Sankt Petersburg jeder Neubau unter der Firsthöhe des Winterpalastes bleiben. Daran hielt sich auch die Sowjetunion und so wurde die klassizistische Stadtkontur in rötlichem Granit erhalten.

So wie im Warschauer Pakt nicht an die Hungerjahre im Bürgerkrieg (Weiße gegen Rote Armee) nach der Okoberrevolution, sowie an die GPU-, KGB- und Gulag-Schrecken und Stalin-Terror erinnert wurde, so erinnert heute im hundertsten Jahr wenig an die Oktoberrevolution, die das 20. Jahrhundert prägte. Erinnert wird jedoch an die etwa eine Million zivilen Opfer, sowie an die sowjetischen Soldaten, die in der Zeit der faschistischen Belagerung fielen oder verhungerten. Auf vielen Denkmählern für die Gefallenen im 2. Weltkrieg (russisch: Große Vaterländische Krieg) liegen frische Blumen. Leningrad erlebte während der Belagerung eine unermesslich, grauenvolle Hungerkatastrophe, die in der Weltgeschichte ihresgleichen sucht. Nach dem Durchbruch der Blockade erlebte die Stadt eine zweite Auferstehung. Mit der Marktwirtschaft kamen dann die Ganoven (Mafia, Olligarchen) und mit ihnen die Korruption, Gawalt, Reichtum und Armut. Wie im Westen, mit dem Unterschied, dass es dort kaum noch schlammige Wege und Straßen gibt, oder vergraute Betonblocks, oder Bretterbuden auf dem Markt, oder alte Matruschkas, die ihr bisschen Obst auf Holzkisten, oder auf Zeitungen anbieten (müssen). Diese Bild wird die Marktwirtschaft schneller beseitigen und ist im Touristen-Zentrum auch nicht mehr zu sehen.
Der Blindschuss vom Panzerkreuzer Aurora auf das Winterpalais des Zaren war das verabredete Zeichen für den Beginn der Oktoberrevolution 1917. Heute ist das Schiff ein Museum und schießt weder auf Samsung, noch verhindert es, dass Tauben auffliegen. Und Lenin weist nicht mehr den Weg, wurde aber auch nicht abgerissen.

Bis heute wird Lenin in Russland verehrt, Er schrieb Geschichte, schuf eine neue Form von Staat, die später in fast der halben Welt übernommen wurde. Allerdings soll er einem Posten im Mausoleum anvertraut haben: „Ich muss zurück in die Schweiz. Wir müssen noch einmal ganz von vorne anfangen“.
Gleich hinter der Moschee steht die Villa, in der Lenin ein Büro hatte. Heute ist sie ein Museum der politischen Geschichte Russlands, in der die sowjetische Geschichte umgeschrieben (angepasst) wurde.

Strand vor der Peter Paul- Festung, aus der das Wahrzeichen des schlanken Turms der Kathedrale herausragt, sowie die mit Schiffsschnäbeln geschmückten, ehemaligen Leuchttürme an der Newa.

Zu den ersten Sehenswürdigkeiten zählen das Winterpalais und die in kaisergelb ins Licht gestellte Eremitage, die als Museum zu den größten Kunstsammlungen der Welt zählt. Von innen habe ich es schon vor etwa 10 Jahren gesehen.

Der Schlossplatz mit Alexander-Säule und einer alten Matruschka, die wohl fotgrafiert werden wollte.

Straßenmusikszene rund um die Christi-Auferstehungskirche „Auf dem Blute“, die dort errichtet wurde, wo einer der ermordeten Zaren und sein Attentäter verblutete.

SAM_3634Edelkarosse „Wolga“ aus sowjetischen Zeiten und entspannter Tag im Park, endlich wieder in der Sonne. Und Weltstadt-Rhythmus am Newski-Prospekt.

Feinkosttempel im Jugendstildesign, Kaufhauspassage, Wandelgang am Großen Kaufhof.

Die St.-Isaak-Kathedrale, eine der größten Kuppelkirchen der Welt mit ihren riesigen Säulen.

Eine fotogene Schönheit in rot vor der Kathedrale der Mutter-gottes von Kasan und ein Geländerdetail an einer der vielen Brüken.

Und immer wieder die Newa: Am oberen Fluss, am Stadtzentrum und an der Mündung in die Ostsee, bzw. Finnischen Meerbusen, wo ein Wolkenkratzer entsteht.

Zuletzt noch ein Besuch im botanischen Garten, dann geht es weiter nach Finnland.

Durch Finnland fahre ich im Prinzip nur durch und halte nur in Lappeenranta, Jyväskylä und Vaasa. Am 24. Juni, der längste Tag des Jahres mit der kürzesten Nacht, muss man auf den Sonnenuntergang hier im Norden besonders lange warten. Auch jetzt noch und weit vor dem Nordkap.

Alte Autos verrosten nicht, sondern werden ausgestellt. Hier eine Sammlung auf einem kleinen Campingplatz.

In Vaasa nehme ich die Fähre nach Umea und setze nach Schweden über. Die Fähre fährt einmal pro Tag und ist so voll, wie ich es bisher nur von Sudan nach Saudi-Arabien erlebt habe.



Nach der letzten Zoom-Aufnahme fährt der Fotoapparat nicht wieder zurück. Den hatte ich schon aus dem gleichen Anlass in Jordanien gekauft. Reparatur nicht möglich.

In Finnland erhält übrigens das Thema Grundeinkommen neue Dynamik. In diesem Jahr erprobt die Regierung ein Grundeinkommen in einem Modellversuch mit 2000 Arbeitslosen. Auch die gerade gebildete Jamaika-Koalition in Schleswig- Holstein will ein Grundeinkommen prüfen. Dort geht es aber noch um wesentliche inhaltliche Definitionen, wie „bedingungsloses Grundeinkommen“ (Grüne) oder „liberales Bürgergeld“ (Lohnsubvention für Geringverdiener, keine Einkommenssicherung für Arbeitslose, FDP). Selbst im Silicon Valley wird das Grundeinkommen von Leuten wie Zuckerberg und Musk diskutiert. Aus linker Sicht würde ein Grundeinkommen die Stigmatisierung von Sozialleistungsbeziehern beenden, andererseits kapitalistische Besitzverhältnisse nur verfestigen. Letzteres erklärt, warum neuerdings selbst Konzernchefs die Idee fördern. Forscher erwarten, dass infolge der Digitalisierung bis 2025 rund 1,5 Millionen Jobs allein in Deutschland frei werden. Wenn vielleicht auch etwa so viele durch Digitalisierung geschaffen werden, so sind doch harte soziale Brüche vorprogrammiert. Das Grundeinkommen wird somit praktisch unausweichlich. Wenn nicht, dann liegt es  nicht am Geld, denn Deutschland ist vor allem ein reiches Land, in dem der Reichtum nur ungleich verteilt ist. Ein Feldversuch in Namibia (s. auch in diesem Blog: Afrikareise) musste genau aus diesen Kostengründen vorzeitig abgebrochen werden, obwohl er positive Wirkungen vermeldete. Grundeinkommen sollte nicht ausgerechnet in einem Land eingeführt werden, dass noch nicht über die wirtschaftlichen Voraussetzungen verfügt, um es zu finanzieren.

Schweden
Das Leben in Schweden, wie überhaupt in den skandinavischen Ländern, gilt als sehr lebenswert und ist daher ein beliebtes Auswanderungsland, mit einer leistungsstarken Sozialversicherung. Es hat weltweit das 8-höchste Einkommen pro Kopf, entsprechend hoch liegen jedoch auch die Lebenshaltungskosten. Das Land hat eine faszinierende, oft unberührte Natur. Frische Luft, unzählige Gewässer, viel Platz, auf den Campingplätzen kein fischgrätenartiges Gedränge, wie z.B. an der Adria, keine Staus und keine Hektik.
Da ich mir einen neuen Fotoapparat aus Berlin einfliegen lassen muss, ab hier nur noch ein paar Bilder aus dem stehenden Auto von den schönen Aussichten auf den Campingplätzen. In den kleinen, eher langweiligen Städten im Norden Skandinaviens gibt es auch nicht viele Sehenswürdigkeiten. Ein Halt lege ich ein in Umea, Örnsköldsvik, Hamösand, Stöde (ein kleiner Ort hinter Sundsvall mit überraschend gutem WiFi), sowie Östersund und Järpen, ein Camp am Wasserfall Ristafalled, kurz vor der Norwegischen Grenze. Alles Campingplätze am Wasser und mit Natur pur. Jeden Abend ein anderes Bild als Fernsehersatz. Am Wasserfall nur ein rauschendes, einschläferndes Bild.



Norwegen
Die Lebenshaltungskosten liegen in Norwegen im europäischen Vergleich an der Spitze, mit fast 60% über dem Durchschnitt, noch über der Schweiz. Finnland und Schweden liegen dagegen mit etwa 25% fast noch im moderaten Bereich, obwohl aus deutscher Sicht immer noch um ein Viertel teurer.

Am 22. Juli dieses Jahres erinnerten Gedenkveranstaltungen an den schlimmsten Terror im Lande seit der NS-Besatzungszeit. Vor 6 Jahren ermordete der Rechtsradikale Anders Breivik 69 Menschen, die meisten davon Jugendliche, beim Sommercamp der sozialdemokratischen Nachwuchsorganisation auf der Insel Utoya, nordwestlich vor Oslo. Kurz zuvor hatte er mit einer Bombe im Osloer Regierungsviertel acht Menschen getötet. Sein Motiv: Die Arbeiterpartei für ihre Bereitschaft zu bestrafen, Menschen aus muslimischen Ländern aufzunehmen. Es gibt zwei Fraktionen von Überlebenden: Die, die mit der Politik völlig brachen und sich wegen Angstzuständen nicht aus ihren Wohnungen trauen, und andere, die sich noch mehr politisch engagieren und z.B. für einen Parlamentssitz kandidieren. Während sich Breivik über seine vermeintlich unmenschliche Isolationshaft beschwert, wird in der konservativen Regierung noch über das Denkmal „Wunde der Erinnerung“ gestritten. Wen wundert es: Die bürgerliche Regierung koaliert mit der rechtsnationalistischen „Fortschritts“-Partei, in der Breivik Mitglied war.

Mich begeistert Norwegen mehr wegen seiner faszinierenden Natur. Davon gibt es hier im Überfluss. Campingplätze an den schönsten Plätzen finden sich mehr als genug, und diese sind auch nicht überbelegt.
Ich übernachte im Storsand Camp kurz vor Trondheim. Die Stadt besichtige ich per Fahrrad. Weiter geht es in kurzen Etappen über Store, Dombas, Lom, und Skjolden.
Unterwegs ist wenig Verkehr. Es regnet viel, ab und zu scheint auch mal die Sonne. Es ist meist kalt und in 1.400 m Höhe liegt Schnee und es wird es richtig kalt.

Lom und Skjolden verbindet die Landschaftsroute Sognefjellet, eine der faszinierendsten Passstraßen (Passhöhe 1.434 NN) Nordeuropas. In Skjolden endet (d.h. für mich beginnt) auch der Sognefjord (UNESCO Weltnaturerbe), mit 204 km Norwegens längster und spektakulärster Fjord. An den bis 1.700 m hohen Berghängen sind unzählige Wasserfälle zu beobachten, die sich in türkisfarbenen Wasser spiegeln, das aus bläulichen Gletschern gespeist wird.

 

Von Sognedal geht es erst mit der Fähre über den Fjord und anschließend durch den mit 45 km längsten Tunnel der Welt direkt nach Aurland. Vom Camp schlängeln sich die Serpentinen durch 6 Nadelkurven 650 m hoch zum Stegastein. Wenn die Regenwolken nicht gerade alles vernebeln, kann man von einer Plattform eine traumhafte Aussicht über den Fjord genießen.

  


Bergen

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

OLYMPUS DIGITAL CAMERA
Steindals-Fossen
Hardangerfjord
Wasserfall (Fossen)

Inselspringen Jondal – Torvikbygd
Hardangerfjorden
Fusa Camp

20170811_174659

Camp Lote

Von Bergen geht es am Steindalsfossen (Wasserfall) vorbei um den Hardangersfjorden über Haugesund in Richtung Stavanger. Wie beim Inselspringen sind dabei 4 Fährüberfahrten erforderlich:  Kvandal – Utne, Jondal – Torvikbygd, Venjaneset – Hatvik, Halhjem – Sandvikvak und Arsvägen – Mortavika.  Die Route haben wir gewählt, weil ich eine Fährkarte einer Fährgesellschaft von einem Paar erstanden hatte, die auf dem Camp in Sankt Petersburg standen. Sie waren auf dem Rückweg aus Norwegen froh, dass sie den „Rest“ los waren, wir waren froh nur die Hälfte des Fährpreises zahlen zu müssen. Um den Preikestolen zu sehen, nutzen wir noch 2 mal die Fähre: Stavanger – Tau und Oanes  – Lauvvik.
Der Preikstolen ist in der Fjordregion Ryflike die berühmteste Sehenswürdigkeit, vielleicht sogar ganz Norwegens: Ein Fels, der wie eine Kanzel 600 m über den hellgrün schimmernden Lysefjord ragt. Hochmotiviert erklimmen wir den 4 km langen, steilen und felsigen Aufstieg mit einem Höhenunterschied von 350 m, der nicht nur für uns eine kleine Herausforderung darstellt. Gut dass wir uns schon früh um 6 auf dem Weg machen, auf dem uns schon die Ersten auf ihrem Rückweg entgegen kommen, die noch Fotos von unberührter Natur machen konnten. Aber auf unserem Rückweg kommen uns die massen an Langschläfer entgegen. Da war es aus mit der unberührten Natur. Der für Westeuropa typische  Massentourismus setzte auf dem Camp schon am Vorabend ein, so dass man Angst haben musste, nicht wieder raus zu kommen aus dem Getümmel. Trotzdem, der Blick über den Fford bleibt ein unvergessliches Erlebnis.

Auf dem Rückweg lässt es das Wetter noch einmal zu, ins kalte Wasser der Nordsee zu springen. In Richtung Dänemark nutzen wir die Fähre Langesund – Hirtshals. Zur Diskusion stand auch der Landweg über  Schweden, um dort die kleine Fähre ab Helsingborg zu nehmen. Die Variante mit der Fähre ab Kristiansand wäre die Teuerste gewesen.

Dänemark

In Hirtshals sind einige der 7500 Bunker am Atlantikwall in Dänemark zu besichtigen, die die faschistische Wehrmacht während der Besatzung im 2.Weltkrieg ab 1942 baute. Im doppelten Sinne umsonst, denn erst bezahlten die Faschisten die Rechnungen mit Scheinen, die die dänische Nationalbank drucken musste und dann landeten die Alliierten am 6.6.44 in der Normandie. Gemessen an den Kosten (umgerechnet 12 Grosse-Belt-Brücken), stellen die Bunkeranlagen das grösste Bauwerk Dänemarks dar.
Nahe des Leuchtturmes, der 1863 errichtet wurde, steht ein Riesenschirmling, den ich besser allein zum Abendbrot verspeise. Bei Hanstholm erheben sich die in der letzten Eiszeit geformten Sandberge Bulbjerg und Hanklit über dem Skagerrak- und Limfjord-Strand. Auf der Halbinsel bei Ringkobing kann man den Strand vom Campingwagen aus genießen (baden, Kaffee kochen usw.). Je näher man nach Deutschland kommt, z.B. auf der Insel Romo, setzt dann auf den Campingplätzen leider wieder der Massentourismus ein.

0 Kommentare

  1. arabrab26

    Wie schön, dass du deine Reiseeindrücke wieder hier mit uns teilst…gute Zeit…gute Reise und starke Nerven bei den üblichen Widrigkeiten…aber vor allem geniiiiiiiessen von Natur, Land und Leuten usw.

  2. arabrab26

    Na, dann freue ich mich auf die schöne Natur, die uns ja letztes Mal schon so fasziniert hatte.Muss dafür die höheren UrlaubsKosten in Kauf nehmen. Wie immer im Leben ist nicht alles Gute beisammen. Fotoapparat wird auch mit eingeflogen, versprochen!Bestell bitte noch ein wenig Sonne.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert