Zentralamerika ab 8.6.2019
Zentralamerika ab 8.6.2019

Zentralamerika ab 8.6.2019

Vom 26 Stock des Hard Rock Hotels in Panama City hat man einen tollen Ausblick auf die Stadt mit seinen Wolkenkratzern, sowie auf die Altstadt. Viele der Wolkenkratzer gehören Banken, die hier legal Möglichkeiten zur Steuervermeidung für große Firmen, aber auch Geldwäsche anbieten. Bekannt wurden diese Praktiken durch ein Whistleblower, der die sog. Panama-Papers öffentlich machte. Die haben zwar 2016 eine öffentliche Debatte über Steuermoral ausgelöst, aber sonst blieb wie immer alles beim Alten. Die Personen, die in den Papieren genannt werden, lesen sich wie das How is How der Welt. Zu den Steuerspar-Klienten gehören auch mehrere tausend Deutsche. Und Panama City ist nur eine Steueroase von über Hundert. Die weltweit älteste Steueroase liegt mitten in Europa – in der Schweiz. Dabei geht es weltweit um die 30 Billionen Dollar privates Schwarzgeld! Das ist etwa 1/3 der weltweiten Wirtschaftsleistung, bzw. des Bruttoinlandsproduktes (BIP)! Zocker- oder Spielgeld, welches an der Wirtschaft vorbei in private Taschen fließt. Ungleichheit ist eines der drängendsten Probleme der Gegenwart.

Fahrradtour in Panama City mit Sicht auf die beeindruckende Skyline, in die Altstadt, und zum Bio-Museum (der Artenvielfalt) und zur Einfahrt zum Panamakanal. Diesmal mit einem gemieteten Fahrrad, weil meins noch mit dem Auto im Containerhafen Colon steht.
Zur und von der Jahrhundertbrücke hat man einen Blick auf den Panamakanal. Hier bekommt man einen Eindruck von den Erd- und Felsmassen, die beim Kanalbau bewegt werden mussten.

Nachdem ich den Kanal voll hatte, ging es wieder die Pazifikküste entlang. Am Strand von Farallon gibt es einen Golfplatz mit Flugplatz. Ich stehe im anschließenden Fischerdorf mit Campern aus Österreich, Argentinien und Brasilien. Junge Leute, die schon länger hier umsonst stehen und dafür den Platz sauber halten. Hunde bewachen nachts den Platz sicher, wie das hier üblich ist. Dass die Madonna gleich neben den Mülltonnen steht, ist eher unüblich.
Las Lajas stehe ich direkt am Strand, den ich wie so oft hier, fast für mich allein habe.  Es ist Regenzeit und es regnet fast jeden Abend. Aber trotzdem fehlt es an Abkühlung. Nichts ist schlimmer, als nachts in der Schwüle zu schwitzen. Ich schlafe im offenen Auto unterm Moskitonetz, das ich wie in Afrika jeden Abend um die Matraze aufspanne.

In der Hoffnung auf Abkühlung fahre ich von David aus in die Berge nach Bajo Boquete, eine der bekanntesten Tourismusstädte Panamas, die wegen ihres angenehmen Klimas auch von europäischen und US-amerikanischen Auswanderern als Alterssitz gewählt wird. Die Kaffeebohnen Boquetes sollen die Besten des Landes sein.

Auf dem Weg nach Costa Rica mache ich ein Abstecher zu einem kleinen Canyon mit herrlich kaltem Badewasser.
Hinter der Grenze am Rio Tortuga übernachte ich im gleichnamgen Camp mit Pool. Das nächste Camp Swiss Palmgarden in Parrita wird von Inka und Jörg betrieben.  Das Schweizer Ehepaar ist seit etwa 5 Jahre hier und hat das Grundstück urbar gemacht. Ein Camp wie es sich Europäer vorstellen (nicht nur mit WC und Dusche, sondern auch mit Strom am Camper, Küche und kühlem Pool), wie man es hier nicht oft findet. Ich nehme mir Zeit für eine kleine Fahrradtor am Strand entlang.

Hinter La Cruz, kurz vor der Grenze nach Nicaragua stehe ich in der Finka Canas Castilla, die auch von einem Schweizer Paar, Agi und Guido, betrieben wird. Ihre Tochter ist hier geboren, zur Schule gegangen und macht jetzt ihren Master. Sie spricht deutsch und spanisch und einen nicht zu verstehenden schweizer Dialekt. Auf dem naturbelassenen Camp bekomme ich ohne Eintritt das besondere Naturerlebnis mit der Tierwelt. In dem kleinen Stausee vor dem Camp schwimmt ein Ast. Als ich frage, wo man ins Wasser kann, rät man mir ab. Der Ast ist ein Krokodil, was träge im Wasser schwebt. Manch ein Hund hat es schon erwischt. Braune Klammer- und  schwarze Brüllaffen schwingen sich in freier Wildnis in den Baumwipfeln über mein Camper. Das Faultier bekomme ich wegen Faulheit nicht zu Gesicht. Es liegt zusammengerollt auf einem Ast hoch oben. Die Affen gibts sogar zum fürstlichen Frühstück. Nein, nicht was ihr denkt: Die gibts zu sehen. Zumindest bei Menschenaffen gilt es inzwischen als ethisch fragwürdig, sie zu essen. Tierversuche an Menschenaffen sind in vielen Ländern gesetzlich verboten. Sie lachen und trauern, sie lügen und stehlen und lösen komplexe Aufgaben. Das Erbgut von Schimpansen stimmt mit dem des Menschen zu fast 99 Prozent überein. Bonobos z.B. sind dadurch bekannt, dass sie Sex zum Abbau sozialer Spannungen einsetzen und ähnlich wie Menschen gleichgeschlechtliche Kontakte pflegen. Deshalb wird von Wissenschaftlern gedordert, Menschenaffen Grundrechte zu gewähren, die bisher nur für Menschen gelten. Also: Das Recht auf Leben, der Schutz der individuellen Freiheit sowie die Garantie der körperlichen und psychischen Unversehrtheit. Noch zu Zeiten der Sklaverei herrschte die Meinung, Sklaven sind keine Menschen, sondern eine minderwertige Rasse, nur Besitz ihrer Eigentümer. Nach der Abschaffung der Sklaverei (gar nicht so lange her) sei es an der Zeit, den nächsten Schritt zu tun.

Zwischen Nicaragua und El Salvador liegt nur eine kurze Strecke durch Honduras. In Nakome übernachte ich auf dem Hof der Feuerwehr. Dort stehe ich ruhig und sicher und habe Strom und WC. Unterwegs muss ich um brennende Reifen fahren und sehe viele Stellen auf der Straße, an denen Reifen gebrannt haben. Am zehnten Jahrestag des Putsches in Honduras gegen den linken Präsidenten José Manuel Zelaya am 28. Juni 2009 regt sich Widerstand gegen die drohende Privatisierung des Gesundheits- und des Bildungssystems und Gewalt der Militärpolizei. Löhne und Gehälter wurden eingefrohren. 86% der Honduraner misstrauen der rechten Regierung von Juan Orlando Hernández („JOH muss weg“), der 2017 nach einer Wahlmanipulationen im Amt bestätigt wurde. Honduras befindet sich seit dem Putsch in einer latenten Krise.

Auch in El Salvador übernachte ich wegen der kurzen Strecke in dem Kleinstaat nur zweimal, jeweils am Meer bei Sunzal und kurz vor der Grenze auf einer schmalen Landzunge zwischen Meer und Fluss.

In Guatemala liegt Antigua, die alte Hauptstadt der spanischen Kolonien Zentralamerikas, in einer Talsohle eingebettet und wird von den gewaltigen Vulkanen Acatenango, Agua und Fuego Übertrumpft. Einer ist noch aktiv. Das mittelalterliche Flair und das immer frühlingshafte Klima machen die alte Stadt zu einer der Hauptattraktionen von Guatemala und ganz Mittelamerika. Eine Camper Familie auf dem Stellplatz ist mit 5 Kindern unterwegs (www.7aufweltreise.de). Sie sind nach der Wende nach Stuttgart rübergemacht, und haben jetzt Haus und Hof gegen den Camper eingetauscht. D.h. sie sind auf einer sehr langen Route unterwegs.

Lago Atitlan besticht mit einem Rundum-Panorama der Extraklasse, sowie mit einem ganzjährig mild-warmen Klima und mit wunderschöner Natur. Er wird von vielen Menschen als der schönste See der Welt beschrieben. Zumindest ist er unbestritten der schönste in Mittelamerika. Eingekreist von 3 Vulkanen befüllt das Wasser des Sees einen ebenfalls ehemaligen Krater eines Riesenvulkans. Mich zieht eine Grippe mit Durchfall aus dem Gefecht. Lustlos und ohne Appetit harre ich aus, über eine Woche und nehme ungewöhnlich stark ab. Aber Glück im Unglück, hier ist der richtige Wohlfühlort, fast wie im Paradies, um sich auszukurieren.

Gegenüber meiner Planung habe ich bis hier insgesamt etwa 4 Wochen Verzögerung. Das ist etwa die Zeit, die ich z.B. durch Pannen verloren habe. Wenn ich wie geplant weiterfahre, besteht die Gefahr, dass ich am Ende der Reise bis Halifax in den Winter komme. Daher habe ich an der Route Mexiko 1.000 km zusammengestrichen.

Die Stufenpyramiden Monte Albán bei Oaxaca waren das religiöse Zentrum der Majas (Zapoteken, später der Mixteken). Das Reich der Maya war neben das der Azteken und der Inka eine der drei großen amerikanischen Hochkulturen in der Zeit vor der spanischen Eroberung des Kontinents. Es erstreckte sich vom Süden Mexikos bis in den Norden Honduras. Nach neuesten Forschungen waren die Mayas nicht nur eine friedliche Hochkultur, sondern auch eine Kriegerkultur, in denen Dynastien jahrhundertelang um die Vorherrschaft kämpften.

Weiter geht es über die Küstenorte: San Sebastian, bei Acapulco und Las Tijanas. Guadalajara wird auch als die mexikanischste aller mexikanischen Städte bezeichnet, in Bezug auf Tradtion und Kultur. Nicht zuletzt wegen des ralativ hohen Lebensstandards ist es inzwischen die zweitgrösste Stadt in Mexiko. Die Stadt rühmt sich, das beste Klima in ganz Amerika zu haben (das ganze Jahr über ist es klar, mild und trocken, mit angenehmen Temperaturen zwischen 20° und 26°). Gegenüber der Hitze am Ozean ist das Klima hier oben am Lake Chapala nahe der Stadt sehr angenehm. Am Ozean kann man nur bei offenen Türen unter dem Moskitonetz schlafen. Wenn bei über 30° nicht einmal ein Lüftchen geht, liegt man jede Nacht im Schwitzkasten. Die Selbstversorgung ist zusammengebrochen. Es gibt auch keine vernünftigen Supermärkte. Die Stellplätze sind meist nur Parkplätze an Restaurants mit wenig Komfort. Campingplätze wie in Europa sind hier eher unüblich.

Ab Los Mochis übernachte ich wegen der Hitze in Hotels und überlege, in die Berge zu fahren. Eine Bahnreise durch die Kupferschlucht, von Los Mochis an der mexikanischen Pazifikküste in die Hochebene der Sierra Madre nach Chihuahua, zählt zu den außergewöhnlichsten Eisenbahnreisen der Welt. Die Landschaft des Schluchtensystems der Barranca del Cobre ist um einiges grösser und ebenso spektakulär wie der Grand Canyon in den USA, jedoch nicht halb so bekannt. Außerdem mache ich mir keine Hoffnung den geheimnisvolle Schatz der Sierra Madre zu finden. Die entlegene, einsame Bergregion kann nur mit der Bahn erreicht werden und man muss 3 Tage Hotelaufenthalt für eine Hin- und Rückfahrt einplanen. Darauf verzichte ich dann doch, da ja der Grand Canyon noch auf meiner Strecke liegt.

Guaymas ist der vorletzte Standort in Mexiko vor der Grenze in die USA. Die Küstenorte entlang der mexikanischen Küste am Pazifik sind alle sehr schön und jeweils ein Urlaub wert. Allerdings gibt es wenig zu berichten und die Bilder gleichen sich. Im Grenzort Nogales übernachte ich wieder im Hotel, direkt über der Bar. Das stelle ich aber leider erst Nachts fest, als ich eigentlich schlafen wollte.  Im Camper schläft es sich doch am besten.

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