Namibia 11.11. – 8.12.2012
Namibia 11.11. – 8.12.2012

Namibia 11.11. – 8.12.2012

Der Grenzübergang nach Namibia bei Ruacana verfügt über neue und moderne Gebäude, denen die Pisten-Anfahrt von Angola nicht in etwa entspricht. Als einziger Tourist werde ich in aller Gemütlichkeit abgefertigt. Ein Carnet de Passage habe ich in Angola nicht benötigt, d.h.  außer Spesen nichts gewesen. Zwischen den beiden Grenzübergängen schaue ich mir den Ruacana-Wasserfall an. Meine erste Station ist das Airport-Lodge vor Ondangwa und bleibe dort 2 Nächte. Dann fahre ich in das Onguma-Camp bei Namutoni im Etosha-Nationalpark, der einer der wichtigsten Naturschutzgebiete Afrikas und die wohl bekannteste Attraktion Namibias ist. „Etosha“ heißt „großer weißer Platz“, und ist eine flache Senke, früher mal ein See, mit stark salzhaltigem Boden, den Tiere als Lecke benutzen. Namutoni ist ein altes deutsches Fort aus dem Jahre 1903. Künstlich angelegte Wasserlöcher stehen den Tieren als Tränke zur Verfügung und dienen den Touristen als Beobachtungspunkte.

 

Sogar Giraffen waren vom Camp aus zu sehen, aber für eine Nahaufnahme noch zu weit weg.

 

Das Abenteuer Afrika habe ich für die nächsten 3 Länder (Namibia, Südafrika, Botswana) verlassen. Vieles entspricht hier europäischem Standard. Funktionierende Müllabfuhr, ausgebaute Infrastruktur, große Supermärkte, saubere WC, auch heißes Wasser aus Wand, touristisch erschlossene Sehenswürdigkeiten usw.. Namibia ist das Land für Camper schlechthin mit einem dichten Netz an Campingplätzen. Hier sind viele mit Camping-Fahrzeuge unterwegs. Aus Europa fliegen sie hierher und leihen sich ein Camper aus. Der eigene Camper ist für eine Anfahrt bis hierher eher ungeeignet (hallo Klaus) und den meisten fehlt dafür ja auch die Zeit und wahrscheinlich auch der Mut.
2 kleine Geschichten vom Driver: Kurz hinter der angolanischen Grenze auf einer sehr guten Teerstraße mit wenig Verkehr kommt mir einer auf meiner Spur entgegen. Ich denke noch, was ist das für ein Idiot, bis mich Alzheimer daran erinnerte, dass ich der Idiot bin. Hier ist ja Linksverkehr! Aber ich hatte noch genügend Zeit, um meinen Irrtum zu korrigieren, erwische mich aber noch des Öfteren beim Rechts-fahren
Schon hinter einer der letzten harten Pistenfahrten war wieder eine Unruhe im Fahrwerk zu spüren. Aber nichts zu sehen. Also weiterfahren und beobachten. Hinter dem Onguma-Camp nach einigen hundert Km wird die Unruhe bei 110 Sachen stärker. Vor einer Kreuzung halte ich an, um nachzuschauen. Jetzt ist der Reifenschaden sichtbar. Aber bis zur nächsten Werkstatt werde ich es sicher schaffen, denke ich. Mitten auf der Kreuzung und beim rechts abbiegen auf der linken Spur platzt plötzlich der Reifen mit lautem Knall. Also muss ich bei 40 Grad im Schatten das Reserverad wechseln.

 

Aber es hätte schlimmer kommen können, z.B. plötzlicher Druckverlust in der Kurve mit 100 Sachen! Also suche ich mir einen Campingplatz in der nächsten Stadt, in Tsumeb und lass dort 2 Reifen wechseln. Hinter Grootfontein liegt der Hoba-Meteorit. Mit ca. 60 Tonnen ist er der schwerste und größte Meteorit der Welt und besteht aus 82% aus Eisen. In Otjiwaronga treffe ich Uwe und Jabril mit ihrem WV. Nach einer Nacht auf einem Resort-Standplatz kurz hinter der Stadt besuche die Krokodilfarm.

 

Anschließend fahre ich zum Waterberg-Plateau-Park. Auf einer kleinen Wanderung laufen mir einige Affen über den Weg. Sie sind zwar scheu, aber die Größeren suchen auf dem Camp auch im Auto nach Essbarem, wenn man nicht aufpasst.

Ein junges Filmteam ist dort gerade auf den Spuren der dunkelsten Geschichte zwischen Namibia und Deutschland, an die nicht nur in Deutschland wenig erinnert, sondern auch hier in Namibia. Die jetzige Gaststätte auf dem Camp war eine deutsche Polizeistation. Der nahe Friedhof wird von der deutschen Kriegsgräberfürsorge gepflegt. Offizielle aus Deutschland waren noch nicht am Waterberg, um sich für den deutschen Völkermord an Herero und Nama zu entschuldigen.
Mehr dazu unter „Meine Weltsicht“: „Namibia“.

Auf dem Weg nach Okahandja nehme ich 3 Abiturientinnen aus Süddeutschland mit, die Ferien vom Praktikum bei der GEW machen. Im Internet zähle ich über 120 Hilfsorganisationen (NGO´s). Im Country-Hotel stehe ich einsam 2 Nächte auf der Camping-Site.
In Swakopmund, ein Badeort an derAtlantikküste, treffe ich Uwe und Jabril (1.Treff in Kinshasa, DRC), sowie Susanne und Karl (1.Treff in Lome, Togo) wieder.

 

Im Norden von Swakopmund führt die Salzpiste durch die Wüste im Dorob Nationalpark vorbei an gestrandeten Schiffen zur Robben- Bank am Cape Cross. Früher hatten die Gestrandeten keine Überlebenschance ohne Trinkwasser und durch die Wüste getrennt vom Hinterland.

 

 

 

Über den Bosua Pass (1.580m) führt die staubige Sandpiste nach Winhoek (hier die Christuskirche und der Garden of Tintenpalast, bzw. Parlament).

 

Im www.urbancamp.net nehme ich mir Zeit für einen Putz- und Waschtag, koche Mittag mit meinem neuen Gaskocher für die kleinen Steckkartuschen und grille abends. Und das Fahrrad muss noch repariert werden.

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In Richtung Lüderitz mache ich in Keetmanshoop stop und stelle mich auf die Camp-Site des Schützenhauses. Heute ein Hotel eines deutschen Eigners. Dort kann man im Club ein Bier bei deutscher Musik trinken. Viele Bilder an der Wand des Restaurants erinnern kommentarlos an die deutsche Kolonialzeit. In der Vitrine stehen viele Pokale, die der Kaiser  „in Anerkennung … der Teilnahme am Kampf gegen die aufständischen Eingeborenen in Südwestafrika „1907verliehen hat. In Deutschland zeigt derweil ein kleiner Knabe, welcher sich Historiker nennt und heute über das Stasi Gefängnis in Hohenschönhausen herrscht, in seinem blinden Hass auf alte Feindbilder die Leute an, die an einem Hotel vor den Toren Berlins mit einer kommentarlosen Inschrift daran erinnert haben, dass dort einstmals das „Wachregiment“ residierte. Nun kann man sagen, Namibia ist weit weg. Oder Deutschland, je nach dem von wo man schaut. Aber die Welt ist klein, wenn man sie sich ansieht. Und interessant wird das Thema der Erinnerung an Geschichte erst dann, wenn man sich jeweils anschaut, wessen Geistes Kinder da erinnern.
Vor mir fährt wie ein Pfeil ein Wagen über die staubige Piste. Es sind Anne und Mathias aus Brandenburg, die sich in ihrem kurzen Urlaub hier ein Auto gemietet haben. Im Quiver tree Forest schauen wir uns die Köcherbäume an, die eigentlich gar keine Bäume sind, sondern Aloe. Sie stehen sonst nur vereinzelt in der sehr heißen Region. Buschleute und Hottentotten (Sammelbezeichnung für die in Südafrika und Namibia lebende Völkerfamilie der Khoi Khoi, der Begriff wurde während der Kolonialzeit diskriminierend, also rassistisch verwendet) nutzten die faserigen und schwammigen Äste als Köcher für ihre Pfeile.

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Dann bestaunen wir noch die Giants playground, uhrige Steinformationen.

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Weiter fahre ich durch die unendlichen Weiten mit wechselnder Natur (Steppe, Sand- und Steinwüste) in die Bucht von Lüderitz. Es bläst ein frischer Wind an der Atlantikküste. Die Temperatur fällt von 40 auf 25 Grad. Das empfinde ich als kalt, kein Wunder, dass die Afrikaner hier mit Kapuze und Winterkleidung laufen.

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Der Campingplatz liegt allerdings auf einem sehr spektakulären Felsen an der Spitze der Halbinsel Shark Island vor der Stadt, die als solche weniger interessant ist, aber ein sehr eigenes, raues Atlantik- Flair hat und von der christlichen Kirche überragt wird.

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Wer steht schon auf dem Camping-Platz? ….. Susanne und Karl, die Österreicher. Ich bin schon da, sprach der Igl zum Hase und stellt mich Manfred aus Hamburg vor. Er ist auch allein unterwegs, aber nur im Südteil Afrikas, kommt aber gerade aus Amerika, wo er 3 Jahre unterwegs war. Wir trinken in seinem Mercedes Wohnwagen, der auch keinen Allradantrieb hat, ein Bier. Also es geht auch ohne, … Allradantrieb meine ich.
Ich bade im Atlantik, das Wasser ist durch die Strömung hier doch sehr kalt (ständig um die 13°). Also nur mal kurz eintauchen und ab in die Sonne. Ich hole mir einen Sonnenbrand auf dem weißen Kulturstreifen, mit der Badehose habe ich den nackten Kopf bedeckt. Abends trinke ich wieder mit meinem Namensvetter ein Bier. Ich staune immer wieder, welche unterschiedliche Sichtweise die wiedervereinigten Deutschen auf ihre gemeinsame Geschichte haben. Dass es notwendig gewesen sei, unter Adenauer in der alten Bundesrepublik vielen alten Nazis die Geschicke Deutschlands bestimmen zu lassen, es auf der anderen Seite nach der Wende aber notwendig gewesen sei, die komplette Elite der DDR auszutauschen, halte ich dann aber doch für eine sehr einseitige und inkonsequente Meinung.
Anderntags schaue ich von Agate Beach aus auf die Dünen in der Namib Naukluft- Wüste, in der sich die höchsten Dünen der Welt befinden. Dann beobachte ich mit dem Fernglas Pinguine auf dem nahen Halifax Island. Vor dem Diaz Point springen Delphine lustig hinter einem kleinen Fischerboot her.

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In der Ferne auf dem Atlantik sprudelt die Wasser-Fontaine eines Wahls. Im Diamant-Sperrgebiet weiter südlich finde ich keine Diamanten, die werden jetzt im Meer geschürft. Die Rechte dazu haben andere, Namibia erhält wohl 40% des Ertrages.
In der Großen Bucht genieße ich bei einem selbstgemachten Café die absolute Stille und Einsamkeit in dieser Mondlandschaft am Meer. Kein Mensch weit und breit, nur Möwen und Flamingos.

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Und wen finde ich da? …… Anne und Mathias. Sie laden mich auf ein Bier in ein Fischrestaurant in Lüderitz ein. Sie fahren weiter in den Norden Namibias, ich in Richtung Südafrika. Wenn wir uns noch mal sehen sollten, dann wohl erst in Berlin-Brandenburg. Die Welt ist doch klein.

Dann übernachte ich im Namuskluft Rest Camp 15 km hinter Rosh Pinah in den Bergen, allein, nachts ohne Licht, nur die Sterne und der Mond  leuchten. Morgens bei der Rückfahrt zieht mich das Vorderrad beim Ausweichen vor dem Waschbrett in den Pisten-Sand am Rand. Ich schaufle den ganzen Tag, schleppe Steine, hebe den Wagen mehrmals an, trinke Unmengen Wasser bei 45 Grad im Schatten. Aber nichts geht mehr, hier fehlt 4 x 4 Drive. Am späten Nachmittag gebe ich auf und hole mit dem Fahrrad Hilfe. Im Nu bin ich frei, aber der Tag ist gelaufen und ich bleibe im Gasthaus Amica (www.wheretostay.com.na) in Rosh Pinah.

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Von Aus bis Rosh Pinah bester Asphalt. Dann geht’s weiter  auf sandiger Schotter-Piste. Hinter mir nur Staub. Gott sei Dank wie überall, aber hier besonders wenig Gegenverkehr. Die Heckklappe habe ich komplett zugeklebt. Aber der Staub findet jede Ritze nach innen.

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Ich denke, nur hier nicht steckenbleiben. Da kommt mir Jochen B. aus Ulm (www.johnson.jaegerstueble.net ) entgegen. Er ist bis hierher mit dem Fahrrad gefahren, seit Januar ab Ägypten an der Ostküste entlang. Er fährt weiter in Richtung Süden.
In Ai-Ais (Thermalbad, mit 60° „ganz heiße“ Quelle) kann ich im Pool und im Spa ausgiebig baden. Beim Frühstück beobachten mich die Schwarzen wieder und setzen sich sogar auf den Frühstückstisch, während die Affen in den Müllkübeln stöbern.

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Am 5.12.12 erreiche ich den Fish River Canyon, eines der größten Naturwunder Afrikas, im äußersten Süden Namibias. Die gewaltige Fischfluß-Schlucht ist 95 km lang und bis zu 550m tief und wird in seiner Großartigkeit nur vom Grand Canyon in den USA übertroffen. Hier der beeindruckende Blick auf den „Höllenbogen“:

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Das Roadhouse Camp nahe dem Canyon hat beinahe Kultstatus (www.gondwana-collektion.com ). Das Canon-Erlebnis-Restaurant erinnert an die „gute alte Zeit des Automobilbaus“. Davon findet man in der Wüste noch einige Exemplare und im Roadhouse sind einige ausgestellt.

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Dann am dritten Tag im Roadhouse Camp die Begegnung der 3.Art mit einem alten Bekannten, den Traveller Karl Heinz Benemsi mit seinem Hund (dambeck20jan@yahoo.de, 1. Treff am Canyon in Kasachstan hinter Almaty 9/2010 s. www.asien.blogger.de/Zentralasien). Wie klein ist doch die Welt. Er ist immer noch, d.h. schon Jahre auf Weltreise. Er fährt mit seinem schwerem Allrad Strecken, die ich nicht fahren kann.

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Es ist sicher, dass am 21. Dezember 2012 um 12.12 Uhr der astronomische Sommer am südlichen Wendekreis seinen Einzug hält. Der Tag ist der längste des Jahres, wenn nicht wie im Maya-Kalender vorausgesagt, wegen der besonderen Sternekonstellation der Weltuntergang stattfindet. Die Sonne beendet ihre Süd-drift und strebt wieder nach Norden, wie ich. Wegen der leicht gekippten Erdachse und der elliptischen Umlaufbahn um die Sonne erfolgt am südlichen Wendekreis der späteste Sonnenuntergang schon am 12., der früheste Sonnenaufgang jedoch erst am 31. Dezember. Am nördlichen Wendekreis ist es genau anders herum. Der Winterpunkt im Norden liegt im Sternbild Schütze, zum Beginn des Tierkreiszeichens Steinbock. Komisch, den großen Wagen habe ich hier noch nicht gesehen. Vielleicht sollte ich den mal im Kopfstand suchen.

Realisierte Route (GPS-Tracks) per 6.12.12

Namibia 6.12

5 Kommentare

  1. barbara

    Wir freuen uns alle hier, dass es dir nach den Kongo-Strapazen jetzt wieder besser geht…mit Navi, Gaskocher, Camps mit Internet, von Zeit zu Zeit alte und neue Traveller, schöne Fotomotive…und Cappuchino, Apfeltörtchen mit Sahnehaube. Ich persönlich bin immer erfreut über Tierfotos. Eine gute Zeit wünschen dir Barbara und der ganze Clan

  2. Dorothea

    Hallo Manfred,
    ja gottseidank wird die Reise jetzt angenehmer für Dich. Wo wirst Du denn Weihnachten sein ? Ist bestimmt komisch , in einem so fernen Land zu sein , dann , hoffentlich nicht allein.Machs gut , viele Grüße Dorothea

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