Da keine Steuern erhoben werden, kann auch der Reichtum der Superreichen nur geschätzt werden. Nach einer Qualifizierung der Schätzung des DIW hat sich jetzt herausgestellt, dass der perverse Reichtum noch viel perverser ist. Das Gesamtvermögen deutscher Haushalte beträgt demnach 9,3 Billionen €. Davon nennen die Superreichen allein 34% ihr Eigen. Das ist 3mal so viel wie bisher angenommen. Das reichste Tausendstel der Bevölkerung besitzt noch 15% des gesamten Reichtums. Zum Vergleich: 2014 betrug Deutschlands Wirtschaftsleistung 3, 2 Billionen €.
Die wohl teuerste Wohnung der Welt mit 140 Millionen Pfund (ca. 176 Millionen €) befand sich im Mai 2014 in London One Hyde Park. Die Ausstattung soll weitere 72 Mio € gekostet haben. Bei dem namentlich nicht genannten Käufer aus Osteuropa soll es sich um Achmetow handeln, dem mit geschätzt 12 Milliarden € reichsten Ukrainer. Derartige Penthouse-Appartements stehen oftmals leer, da es meist nur Anlageobjekte sind. Statt zum Wohnen dienen sie mehr als Tresor (Kapitalanlage). Nicht anders als beim Oligarchen Abramowitsch, dem Eigentümer des FC Chelsea. Nur ist der dort nicht so willkommen, da er Finanzier im System Putin ist. Wie teuer das Apartment des russischen Oligarchen Alisher Usmanow ist, ist unbekannt. Sein Vermögen fiel auf 10,6 Milliarden Pfund, und er ist „nur“ Miteigentümer des Fußballclubs FC Arsenal. Aber vor westlichen und russischen Oligarchen, sowie katarischen Scheichen wird die Top-Tausend-Liste der in Britannien gelisteten Milliardäre von den indischen Brüdern Hinduja mit 11,9 Milliarden Pfund angeführt. Besonderheiten des Steuersystems machen die britische Insel zum Eiland der Seligen für Superreiche, die so gut wie keine Steuern zahlen müssen. London ist mit 72 Milliardären zur beliebtesten Metropole der Geldgötter geworden. Sie leben in Luxusyachten oder ihren sonstigen gut geschützten Raumstationen und meiden jeden Kontakt mit der Außenwelt.
Der boomende Wolkenkratzer-„Wohnungsbau“ zielt allein auf das Klientel der Geldelite. Aber die Wolkenkratzer mindern nicht die Wohnungsnot, sondern schaffen eine neue Hierarchie der Werte. Um von den konservativen Stadtplanern den Zuschlag zu erhalten, konzipieren Investoren in den Wolkenkratzern zwei Eingänge. Einen elitären auf der besseren Seite und den hinteren Dienstboteneingang („Poor Doors“, Armentüren) für Sozialwohnungsmieter. So wird das Zweiklassensystem auch optisch sichtbar. Die „klassenlose Gesellschaft“, als die sich Britannien in den vergangenen Jahrzehnten gerühmt hat, ist ein alter Zopf. Der Immobilienmarkt drängt immer mehr Menschen, die in ein Dach über dem Kopf und in den Aufbau eines Gemeinwesens investieren wollen, an den Rand. Selbst die relativ gut verdienende Mittelschicht kann nicht mehr mithalten und erlebt die relative Verelendung. Nach der Qualität vieler Alltagsangebote, vom Nahverkehr über die Gesundheitsversorgung bis zum Zustand der Parks befragt, steht London auf dem Zufriedenheitsindex an letzter Stelle. Die Metropole mit den höchsten Büromieten und den teuersten Wohnungen ist London, jetzt noch vor Honkong.