Weltweit leben 1,2 Milliarden Menschen ohne Strom. Wo das ist, sieht man deutlich von weit oben. 620 Millionen Schwarzafrikaner leben ohne Zugang zu Elektrizität. Das sind in einigen Ländern über 75 % der Bevölkerung, vor allem südlich der Sahara.
In rund 50 Entwicklungsländern macht die traditionelle Bioenergienutzung über 90% der Energieversorgung aus, allerdings „nur“ zum Kochen und Heizen mit Holz, Dung oder Ernteabfällen. Mehr als 4 Millionen Menschen sterben vorzeitig an Krankheiten aufgrund der Haushaltsluftverschmutzung durch das Kochen mit festen Brennstoffen und Bioabfällen.
Bioenergie gegen Energiearmut stellt eine große, noch nicht ausreichend genutzte Möglichkeit der Armutsbekämpfung dar. Gleichzeitig steht sie im weltweiten Trend der Nutzung von alternativen Energien zur Reduzierung von CO2. Technologien, die Biomasse zur Energieversorgung nutzen, können die Lebensqualität vieler hundert Millionen Menschen innerhalb kürzester Zeit und zu geringen Kosten deutlich verbessern. Energieversorgung für ganz Afrika bedeutet nachhaltiges Wirtschaftswachstum, Bildung, Gesundheit und Zugang zu Informationen. Von „Einer Welt ohne Hunger“ trennt die Welt noch 805 Millionen Hungernde. Mit der Bioenergienutzung bieten sich zusätzliche Arbeitsplätze in der Landwirtschaft oder bei der Verarbeitung der Biomasse, z.B. zu Pellets. Kleinbauern, die Subsistenzwirtschaft betreiben, hätten so die Möglichkeit, ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften. Sie könnten mehr und besser produzieren, ihre Produkte hätten einen Absatzmarkt und könnten selbst „veredelt“ werden. Global beruhen 80 bis 90 Prozent des Produktionswachstums im Agrarsektor auf Innovation und mehr Wissen, in Afrika jedoch nur ein Bruchteil.
Das bei der Verbrennung von Biomasse freigesetzte CO2 ist im Gegensatz zu fossilen Kraftstoffen klimaneutral, und damit nachhaltig, da beim Aufbau von Biomasse CO2 aus der Atmosphäre entzogen wird. Durch Nutzung mehrjähriger tropischer Pflanzen wie Zuckerrohr, das auf degradiertem Land angebaut wird, kann auch eine Klimaschutzwirkung erreicht werden. Voraussetzung ist neben der entsprechenden Technologie auch die Herstellung der Biomasse in geeigneter Form. In Afrika kann z.B. schnell nachwachsender Bambus zum Einsatz kommen, der zu Pellets verarbeitet wird.
Biokraftstoffe der ersten Generation wie Biodiesel aus Raps oder Bioethanol aus Mais sind für den Klimaschutz ungeeignet und haben zugleich das Welternährungsproblem verschärft. Die höchste Klimaschutzwirkung erzielt Bioenergie in der Stromerzeugung, weil Energieträger mit hohen CO2-Emissionen, also vor allem Kohle, verdrängt wird. Die Klimaschutzwirkung von Bioenergie im Strombereich ist etwa doppelt so groß als bei der reinen Wärmeerzeugung.
Wohltätigkeit als Entwicklungshilfe ist der Tropfen auf den heißen Stein. Humanitäre Hilfe ist dringend notwendig, löst aber die Probleme nicht. Gefordert ist mehr Solidarität im Sinne von Internationaler Kooperation in einer globalisierten Welt, jenseits von Mildtätigkeit und Hilfe zur Selbsthilfe.
Technologietransfer kann ein Mittel zur Steigerung des Wirtschaftswachstums in Entwicklungsländern sein. Dabei kann eine klassische Win-win-Situation entstehen: In Entwicklungsländern mit einer unterentwickelten Infrastruktur, kann z.B. die dezentrale Stromversorgung aus Biomasse kostengünstig und zugleich umweltfreundlich organisiert werden, insbesondere in Regionen, wo noch keine zentrale Stromversorgung existiert. Durch Technologietransfer ergibt sich für Entwicklungsländer die Möglichkeit, nicht die gleichen Fehler zu begehen wie Industrienationen, die beim Aufbau ihrer Industrie die Umwelt, auch die der Entwicklungsländer, nachhaltig geschädigt haben.
Aufgrund der klimatischen Bedingungen stellt die Biomassenutzung nicht nur in Afrika eine effektive Möglichkeit der Energieversorgung dar. Kapitalintensive Megaprojekte, wie z.B. der Bau von riesigen Staudämmen oder das Vorhaben Desertec (Strom aus der Wüste nach Europa), führen dagegen eher in die Sackgasse.
Lt. einer Studie betrachten internationale Investoren die Sonnenenergie als aussichtsreichste Investition in Afrika. Unabhängig davon stellt die Biomasse als Energieträger wegen seiner Vorteile gegenüber anderen erneuerbaren Energien ein unverzichtbares Bindeglied dar. Entrade Capital PLC will daher hunderte E3-Aggregate nach Afrika liefern (s. auch unter: „Politik und erneuerbare Energien“: //afrikatrip.wordpress.com/2016/04/16/politik-und-erneuerbare-energien/). Das wahrscheinlich kleinste Kraftwerk der Welt liefert Strom aus Biomasse zu einem relativ günstigen Preis.
Nachtrag (30.6.19) zu Entrade: Gute Idee, aber leider schlecht gemacht. Der Macher hat sich verkalkuliert und die gute Idee auf Sand gesetzt. Da es in Deutschland kein wirksamen Anlegerschutz gibt, sind durch schlechtes Management Anleger um ihren Einsatz geprellt worden, wie zu oft in diesem Land.
Der in Afrika oft aus Dieselgeneratoren erzeugte Strom ist teurer. Strompreise wie in Europa z.B., könnten in Afrika nur die Allerwenigsten zahlen. Eine Pellet-Maschine kann bis zu 10 E3-Maschinen versorgen. Mit einer Tonne Pellets können etwa 1.100 KWh erzeugt werden. Nach dem Motto: die Abfälle von heute sind die Ressourcen von morgen, will Entrade in Nigeria ein umfassendes Abfallmanagement-System für den Bundesstaat Imo aufbauen und Biomasse auch aus Müll gewinnen, oder in England auch aus Speiseresten. Weiterhin will Entrade 100 E3-Aggregate nach Ostafrika liefern. Bis Ende 2017 sollen so im ländlichen Uganda in 100 Gemeinden mit 30.000 Menschen, sowie 15.000 Bauern, die derzeit keinen verlässlichen Zugang zu Elektrizität haben, mit Strom versorgt werden.
Entrade E3- Maschinen werden in Uganda von der schwedischen Pamoja Cleantech betrieben. Der saubere Brennstoff liefert nicht nur Strom und Kühlung, sondern dient in Afrika auch zum Kochen. Wachsende Biomasse wie Bambus wird dabei mit regional verfügbaren Abfällen, wie zerhackte Autoreifen oder Kunststoffflaschen gemischt und zu Pellets verarbeitet. Die mit der Verbrennung entstehende Asche hat einen hohen Kohlenstoffgehalt und wird als Pflanzenkohle genutzt, die den Boden für die pflanzliche Produktion verbessert. Das Projekt, wird vom ugandischen Nationalen Rat für Wissenschaft und Technologie, des ugandischen Industrial Research Institute und der ländlichen Elektrifizierungs-Agentur unterstützt und soll bis 2020 zudem 150.000 Tonnen CO2 durch Ablösung von Dieselgeneratoren reduzieren. Z.B. werden Telekom-Basisstationen in netzfernen ländlichen Gebieten derzeit mit Diesel- Strom versorgt. D.h. bis 7/10 der Afrikaner haben inzwischen ein Handy, sind aber bei Weitem nicht im gleichen Verhältnis mit Strom versorgt.
Siehe auch „Politik und erneuerbare Energie“, Afrika Themen 4/16
Vielen Dank für den Artikel. Es gibt viel zu tun, packen wir es an.
Viel Erfolg, auch im eigenen Interesse. Mein nächstes Ziel: Süd- + Nord-Amerika. Sicher stößt E3 auch dort auf Interesse.
Dem COE der Entrade wünsche ich viel Erfolg, vor allem beim Börsengang 2015.