Vor der Wahl im Februar 2012 richteten sich die Proteste im Senegal 2011 gegen die Regierung. Nach 2 Amtszeiten des Staatschefs Wade erhofften sich viele Senegalesen von einem Regierungswechsel ein Ende der ökonomischen und sozialen Krise. Unter der Herrschaft Wades war die Arbeitslosigkeit, vor allem unter der Jugend, stark gestiegen. Täglich fiel der Strom für mehrere Stunden aus (in Afrika eher ein Normalzustand), der Bildungssektor war mangelhaft. Die Landwirtschaft geriet in die Krise und die Verelendung sowohl auf dem Land als auch in der Stadt nahm zu. Insbesondere in den dicht besiedelten Vorstädten Dakars hatte sich die Lebenssituation für viele durch die neoliberale Politik der letzten Jahre verschlechtert. Die Angst vor bürgerkriegsähnlichen Zuständen wie in Côte d’Ivoire nach den Wahlen 2010 war groß. Abdoulaye Wade ist zur Personifizierung dieser Entwicklung geworden. Vorbedingung für freie und faire Wahlen für die Präsidentschaftskandidaten, die sich im Bündnis M23 zusammengeschlossen hatten, war daher Wades Rückzug.
In Senegal ging es jedoch vor allem um die Verteidigung der Verfassung und nicht um einen Sturz des Regimes, anders als in den Ländern des arabischen Frühlings. Der Glaube an demokratische Wahlen und die Hoffnung auf eine Verbesserung der Situation durch einen demokratischen Regimewechsel waren stark. Der Protestslogan der Oppositionsbewegungen M23 und „Y’en a marre“ war ein „Nein zu einer dritten Kandidatur Wades“. Wade hat verloren. Was nun?