Manch einer hat sein Kreuz mit dem christlichen Kreuz, wie z.B. Atheisten oder Menschen jüdischen Glaubens. Auf einem Hügel bei Šiauliai (Litauen) stehen unzählige Kruzifixe. Nach der nationalen Unabhängigkeit steht dieses „Symbol der Seele Litauens“ vor allem gegen die „sowjetische Okkupation“ bis 1990. So steht es im Touristenführer auch in deutscher Sprache. Moment mal, hat da der politisch ungebildete Tourist im Reiseführer etwas überlesen? Nein, das offizielle Litauen meint das heute wirklich ernst. Auch Litauen verkennt wie die Neofaschisten in Deutschland Ursache und Wirkung.
Der Kalte Krieg war keine Folge der Okkupation der Sowjetunion, sondern eine Folge des von Deutschland angezettelten Zweiten Weltkrieges und des folgenden Antikommunismus im Westen. Die Teilung Deutschlands war das Ergebnis des Zweiten Weltkrieges. So gesehen war auch Westdeutschland von den westlichen Alleierten „okkupiert“.
Estland wurde wie die baltischen Staaten erst 1940 der Sowjetunion angeschlossen. Im Unterschied z.B. zur Ukraine und den anderen sojetischen Republiken, die sich schon 1922 nach der Oktoberrevolution der Union der Sowjetrepubliken anschlossen. Ungeachtet dessen wurde auch Estland nach der deutschen Okkupation im „Großen Vaterländischen Krieg“ vom Faschismus befreit. Im Kampf gegen die Wehrmacht trug die Sowjetunion die Hauptlast. Nach der Wende 1989 nahmen die baltischen Republiken ihr Recht war aus der Sowjetunion auszuscheiden.
In Litauen haben heute die Erben mit das Sagen, die während der deutschen Okkupation mit den Faschisten kollaboriert hatten, also auch an der Vernichtung der Juden beteiligt waren. Das alles erinnert doch sehr an die aktuellen Ereignisse in der Ukraine. Zum alten Juden- und Kommunistenhass gesellt sich Russenhass. Während in Deutschland versucht wird die NPD zu verbieten, was vom Geheimdienst bisher vereitelt wurde, wird in der Ukraine gerade die Kommunistische Partei verboten, die von 13% der ukrainischen Wähler demokratisch gewählt wurde. Grund des Verbotes: Die kommunistische Partei richtet sich als Einzige im ukrainischem Parlament gegen den Krieg gegen das eigene Volk. Nach den Baltischen Staaten stand auch die Ukraine schon lange auf dem Wunschzettel der Nato-Osterweiterung. Wenn es gegen Russland geht, oder besser gegen den für politische Interessen des Westens unbequemen Putin, stützt der Westen ohne große Not auch neofaschistische Kräfte in Osteuropa. Rechtsradikale und gewaltbereite Parteien greifen in Europa immer mehr um sich und finden mit ihren Parolen bis in die Mitte der Gesellschaft Widerhall. Umso verwerflicher und unverständlicher ist es, wenn die politische Elite in Europa alte oder wieder auferstandenen Kräfte in Europa unterstützt, die wie in den Baltischen Staaten oder aktuell in der Ukraine, die Befreiung vom Faschismus heute „sowjetische Okkupation“ nennen.
Auch das offizielle Estland von heute bezeichnet die Zeit nach der Befreiung vom Faschismus als „sowjetische Okkupation“. ¼ der Esten sind Russen, die sich gegen diese Umschreibung der Geschichte wehren. Vor allem auch, weil fast alle russischen Familien Familienmitglieder in ihrem „Großen vaterländischen Krieg“ gegen die deutsche Okkupation verloren haben. Heute will man ihnen ihr Stolz und ihre Sprache als Amtssprache nehmen. 2007 gab es Demonstrationen gegen den Abriss der Bronce-Statue des sowjetischen Soldaten im Zentrum der Stadt.
Die Esten mussten feststellen, dass sie nicht allein in Estland sind. Das estnische Parlament musste einlenken, sonst wäre wohl auch das Ehrenmal monumentaler, sowjetischer Architektur geschleift worden, das zwischen Stadtzentrum und Fernsehturm steht (Sowjetisches Ehrenmal auf dem Maarjamäe- Hügel bei Tallin). Es ist nicht nur ein Kriegsdenkmal, sondern erinnert vor allem an die Befreiung vom Faschismus.