Der Fall Collini ist ein deutscher Politthriller von Marco Kreuzpaintner, der 2019 in die deutschen Kinos kam. Es ist eine Verfilmung des Romans „Der Fall Collini“ von Ferdinand von Schirach aus dem Jahr 2011.
Es geht um einen Italiener, der einen deutschen Großindustriellen erschießt. Als Motiv stellt sich heraus, dass der Mörder vom Ermordeten gezwungen wurde, als Kind 1944 mit anzusehen, wie sein Vater von der Waffen-SS als Vergeltungsmaßnahme ermordet wurde. Das lässt den Mord an dem Großindustriellen nicht ungeschehen, lässt ihn aber unter einem ganz anderen Licht erscheinen. Die Vorgeschichte lässt zumindest das Mord-Motiv erkennen. Und ohne Motiv kann kein Recht über einen Mörder gesprochen werden.
Der Politthriller erzählt neben der Geschichte zum Mord auch von der unbewältigten west-deutschen Vergangenheit nach dem Faschismus. Alte Nazis konnten als Richter in der Bundesrepublik das Recht so drehen, dass viele Nazis, die für Kriegs- und Völkerrechts-Verbrechen verantwortlich waren, ungestraft davonkommen konnten. Dazu wurde 1968 in der BRD das „Dreher-Gesetz“ mit der offiziellen Bezeichnung „Einführungsgesetz zum Gesetz über Ordnungswidrigkeiten“ erlassen. Auch bekannt als Verjährungsskandal, mit dem die Verjährung für NS-Verbrechen möglich wurde. 1979 wurde die Verjährung für Mord wieder abgeschafft.
Der Fall Collini lässt auch eine aktuelle politische Parabel zur Vorgeschichte um den Ukraine-Krieg zu. Die begann eigentlich schon 1990, als Gorbatschow dem Westen die Sowjetunion als Geschenk anbot, ohne sich das Versprechen dafür bestätigen zu lassen, dass die Nato samt Atomwaffen nicht weiter in Richtung Moskau vorrückt. Stattdessen bekam der Westen ein Russland, dass sich nach 30 Jahren als Zuschauer jetzt wieder aktiv in das Geschehen eingreifen will. Proportional zur Wiederherstellung der nationalen Souveränität, territoriale Integrität und des nationalen Selbstwertgefühls Russlands und der Rückabwicklung der US-Konzerne aus Russlands Wirtschaft, stieg Putins Ansehen in Russland und der Hass auf ihn im Westen.
So wie nicht über einen Mörder urteilen kann, ohne sein Motiv zu kennen, kann man auch nicht über einen Aggressor urteilen, ohne die Vorgeschichte der Aggression zu kennen. Der Krieg in der Ukraine begann nicht erst vor einem Jahr, sondern schon 2014, also vor etwa 8 Jahre, mit der sog. Maidan-Revolution. Mit diesem Putsch wurden unter maßgeblicher westlicher Beteiligung der ukrainische Präsident in die Flucht geschlagen, der den Weg der Ukraine in westliche Bündnisse versperrte. Er wollte den Rubikon (die rote Linie Russlands) respektiere, nach der die Ukraine kein Nato-Land werden sollte, in dem Atomraketen auf Russland gerichtet sind. Das aber war das strategische Ziel des Westens schon seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Inzwischen ist der Ukraine-Krieg zu einem Stellvertreterkrieg geworden, in dem Ukrainer mit westlichen Waffen gegen das „Bruderland“ Russland kämpfen. Dem Westen geht es um die Vernichtung Russlands. Nur deshalb dauert der Krieg an, denn ohne westliche Waffen wäre der Krieg schon lange beendet. Der Ukraine geht es um ihre Souveränität. Diese sich widersprechenden Interessen müssen diplomatisch und können nicht durch Krieg, oder durch andauernde, massive Waffenlieferungen gelöst werden.
Hier eine kurze Chronologie der Vorgeschichte, die zum Krieg in der Ukraine geführt hat:
Versprechen an Gorbatschow zu Beginn der 90er Jahre, die Nato „keinen Zentimeter“ nach Osten auszudehnen, und die darauf folgende Nato-Osterweiterung um 14 Länder und 1000 Kilometer;
der von den USA finanzierte Euro-Maidan-Protest zum Putsch gegen die gewählte ukrainische Regierung (2013) und die Reaktionen darauf mit Gründung der Volksrepubliken und dem Referendum auf der Krim, weil Russland um die Sicherheit seiner Schwarzmeer-Flotte fürchtete (2014)der Kampf der Ukraine gegen die separatistischen Republiken mit 14.000 Toten;
die stetige Aufrüstung des Landes durch die westlichen Staaten, die Angela Merkel (CDU) als den eigentlichen Zweck von „Minsk II“ eingestanden hat;
die Ankündigung Selenskyjs, dass sein Land in die Nato eintreten und eventuell wieder über Atomraketen verfügen wolle;
die Zurückweisung aller russischen Beschwerden und Sicherheitsbedenken durch Nato-Mitgliedsstaaten.
Leider scheint diese Thematik eher gezielt ausgeblendet zu werden. Nun sind wir schon bei Kampfflugzeugen, Marschflugkörpern – und die Eskalationsstufen werden schön langsam gesteigert.
Ich bin gespannt wo das ganze hinführen wird. Wer sich noch alles beteiligen wird, auf allen Seiten des geschehens..
Heinz