Der Grenzübergang Kenia – Äthiopien in Moyale verläuft ohne Probleme und es fallen keine weiteren Kosten an. Visum hatte ich in Berlin einholen müssen. An der Grenze zu Äthiopien müssen die Spuren gewechselt werden. Fast 5 Monate war das Steuer auf der falschen (?) Seite und ich bin etwa 16.000 km auf der linken Spur gefahren. Die Grenzstation auf der äthiopischen Seite ist nicht zu erkennen. Im Ort drehe ich um und suche den Grenzposten, um nicht ohne Stempel weiter zu fahren. Dort erfahre ich, dass es im Ort keine Visa-Geldautomaten (ATM) gibt. Also fahre ich auf die andere Seite Moyale-Kenia zurück, obwohl ich ja schon ausgescheckt hatte, um kenianische Schilling abzuheben, und diese dann in Moyale-Äthiopien in Birr auf der Straße zu wechseln. Noch mal schnell nach Kenia zu fahren ist problemlos möglich und wohl die beste Variante, um bis Addis Abeba flüssig zu sein. Tanken ist unterwegs kein Problem. Für die Nacht bleibe ich in Moyale, auf dem Stellplatz des Bekele Molla Hotels. In einem anderen Hotel trinke ich noch ein Bier mit einem Guide, der sehr erfahren mit Touristen aus Europa ist, was einiges vereinfacht. Abends werden Stühle vor eine Leinwand (nicht mehr ganz weißes Bettlaken) gestellt. Man schaut Musikvideos, auf denen das äthiopische Militär von der besten Seite gezeigt wird. Die Musik hört sich mehr orientalisch an. Einiges ist hier anders. Wahrscheinlich auch daher, weil es als einziges afrikanisches Land nie unter europäische Kolonialherrschaft gefallen war. Nur die Armut ist hier wieder gravierend. Wie schon in Westafrika gesehen und erlebt. Auf den Straßen sind viele Menschen unterwegs, ganze Völkerwanderungen. Kaum Autos, dafür unzählige störrische Esel und träge Kühe.
Auch einen Fahrradfahrer aus England treffe ich. Er ist schon fast 70. Ein Halt auf offener Strecke geht nicht ohne Zuschauer ab. Wenn ich die Kamera zücke, ergreifen sie die Flucht.
Was bin ich froh wieder festen Boden unter den Reifen zu haben. Wenn es regnet wird es ungemütlich: alles Land unter. Bis Yabello, wo ich in einer Pension einen Stellplatz finde, ist die Straße noch zum Teil im Bau. Nicht mehr lange, und die Chinesen haben eine Spur des Asphalts rund um Afrika gelegt.
Ein paar Kilometer weiter ist es zwar wieder trocken, aber am Rand hat sich ein LKW im Straßengraben festgefahren.
Da ich in Dilla keinen Stellplatz finde, fahre ich weiter bis Awassa. Die Rezeption im Hotel Oasis findet kein Verständnis für Traveller, die nur einen Stellplatz suchen. Nach Kenia ist Camp-Site wieder ein Fremdwort. Also arrangiere ich mit dem Hotel-Security, und siehe da, es ist kein Problem. Ich habe einen Stellplatz mit Blick zum Lake Awassa, eine persönliche Nachtwache und der Security freut sich über 100 Birr (etwa 4,50€).
Nicht viel weiter mache ich noch mal Halt am Lake Langano. Im Kargoro Beach Camp Site stehe ich mutterseelenallein. Ein schöner Platz am See, aber keine Touristen.
In Addis Abeba gibt es das Wilm´s Holland House Camp Site, unweit des Busbahnhofes und des Bahnhofes, vor dem der Löwe steht. Wilm ist Holländer und lebt hier mit seiner Frau, eine Äthiopierin. Für Traveller gibt es hier nur wenig Platz und es sind auch hier einige Overlander langzeit-geparkt.
Am Frühstückstisch finden sich immer 2 Hunde ein. Nachts steigt mir eine Maus aufs Dach und durch das etwas geöffnete Fenster des Fahrerhauses und verzehrt Brötchen und Banane. Das Holland Haus ist Freitags alle 2 Wochen Disko-Treff der hier in der Hauptstadt und Umgebung lebenden Europäer. Die Nachtruhe ist dann sehr kurz. Internet ist teuer und gibt es nur vom Stick. Strom und Wasser ist knapp. Die Nächte sind in 2.300 m Höhe empfindlich, aber angnehm kühl.
Somalia wollte 1977/78 das heutige äthiopische Ogaden besetzen. Äthiopien unter Mengistu wurde von der Sowjetunion unterstützt, worauf sich Somalia an die Seite der USA schlug. In diesem Zusammenhang wurden kubanische Soldaten aus Angola nach Äthiopien verlegt. Daran erinnert das Friendship Memorial, das zugleich an sowjetische Monumentalarchitektur erinnert. Auch ein afrikanischer Konflikt, der sich zum Stellvertreter-Krieg ausweitete und bis heute nachwirkt. Studenten vor ihrem Camp sind wie die Schüler einheitlich gekleidet. Ob sie sich an den Krieg erinnern? Mehr zur Kuba-Hilfe siehe hier im Blog unter Angola, politischen Reise.
Nördlich unweit von Addis Abeba liegt Debre Libanos mit der Äthio-German Lodge, von der man einen grandiosen Blick auf einen Canyon hat und eine portugiesische Brücke aus dem 16. Jahrhundert bewundern kann.
Auf dem Weg nach Norden durchquert man das 2.000 m tiefe Tal des Blauen Nil.
Von Bahir Dar aus erreicht man über ein paar Kilometer Schotter den Blue-Nil-Falls, der z.Z. nur wenig Wasser mit sich führt. Vorher lass ich mir einen Reifen wechseln. Ist wohl schon der 4. auf dieser Reise.
In Gonder finde ich als Stellplatz das Forgera Hotel. Unweit der Stadt liegt die Quelle des Blauen Nils, die lange als Nilquelle galt. Die Stadt mit vielen Schlössern aus der Kaiserzeit war einstmals Hauptstadt Äthiopiens. Inzwischen umranken Bäume die hohen Schloss-Mauern. Die Märkte sind wohl noch aus der Zeit.
Ich finde einen sympathischen Begleiter, der sich in der Touristenstadt auf Touristen eingestellt hat und mir die Stadt zeigt.
Route Äthiopien (GPS-Tracks mit Stellplätzen)