Geplante Route ab Berlin vom 16.7.2015 bis zum 31.8.2015,
durch 9 osteuropäische Länder, sowie Österreich,
etwa 4.800 km in 46 Tagen und 26 Etappen.
Fast alle Länder sind in der EU, Bosnien-Herzegowina und Serbien sind Kandidaten.
Den Euro gibt es nur in Österreich, Slowenien und in der Slowakei.
Außer Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien und Rumänien sind alle im Schenger Raum, In den Ländern außerhalb des Schenger Raums genügt der PA zur Einreise.
Außer Österreich und Serbien sind alle in der Nato, Bosnien-Herzegowina ist Nato-Kandidat.
Das Bruttoinlandsprodukt beträgt zwischen rd. 5 Tausend € pro Einwohner in Bosnien-Herzegowina und rd. 50 Tausend € in Österreich.
Deutschland
Stimmt, man muss nicht weit fahren, auch in Deutschland findet man sehr schöne und lohnenswerte Reiseziele. Eins davon ist z.B. die Sächsische Schweiz im Elbsandsteingebirge nahe Dresden, unser erstes Ziel. Wir bleiben auf einem Campingplatz in Bad Schandau und machen eine Fahrradtour an der Elbe entlang zu den bizarren Felsenkuppen der 200 m hohen Bastei, die eine herrliche Sicht auf die sich windende Elbe bietet, sowie einen Ausflug mit der historischen Straßenbahn (der einzigen in der Welt durch einen Naturschutzpark) zum Lichtenhainer Wasserfall im romantischen Kirnitzschtal.
Tschechei
Die zweite Station ist Prag. An der Trojska Straße im Norden der Stadt bieten sich jetzt einige Autocampingplätze an. Wir schnallen die Fahrräder ab und touren mit Fahrrad vom Camp über die neue Fahrradbrücke direkt in die historische Altstadt mit Karlsbrücke und Blick auf die Prager Burg auf dem Hradschin.
Im Süden der Tschechei finden wir einen Platz mit Blick auf einen Stausee.
Österreich
Der Hallstättersee bei Bad Ischel in der Welterberegion Dachstein Salzkammergut in den österreichischen Alpen liegt sehr idyllisch und bietet im klaren Wasser Abkühlung.
Auch wenn es schon ganz schön heiß wird, radeln wir bei Klagenfurt rund um Wörthersee, vom Camp am Keutschacher See aus. Wir wollten uns abkühlen im See, aber die Badestellen sind rar. Der See ist wahrscheinlich schon seit Kaisers Zeiten privat eingezäunt.
Slovenien
Das erste Camp, welches wir im Navi hatten, war total ausgebucht. Wir weichen an einen romantischen Platz am Fluss aus. Auch der kleine Alpensee bei Bled, den wir mit dem Fahrrad umrunden, bietet noch freie Plätze. Eine Band aus Lateinamerika spielt abends auf der Bühne am malerischem See Salsa. Die Straße wird zur Tanzfläche. Anderntags setzen wir uns in den Bus und fahren zu einer Schlucht mit Wasserfall.
Die City der Hauptstadt Ljubljana erkunden wir wieder mit dem Fahrrad.
Park Skocjanske jame (Naturwelterbe), Feuchtgebiet und unterirdischer Canyon in der Karstlandschaft, auf der Fahrt von Ljubljana auf die Halbinsel Istrien an der Adria.
Kroatien
Camp bei Umag, Ausflug und Stadtrundfahrt mit Fahrrad. Ein Eisverkäufer in der Stadt hat in seinem Laden noch ein Bild von Josip Broz Titow hängen, bis 1980 Staatspräsident von Jugoslawien. Ich frage ihn, ob das Nostalgie sei. Aber er verehrt das Mitglied der kommunistischen Partei, wie viele seiner Landsleute noch heute, ist selbst noch Mitglied dieser Partei und beobachtet die wirtschaftliche und soziale Schieflage im ehemaligen Jugoslawien mit Sorge.
Buje, Groznjan (Ort der Künstler), Motuvun, Bergstädtchen auf einem 288 m hohen Hügel.
Vsar ist die Hochburg des kroatischen Campingtourismus. So schön wie die Adria, Istrien und die Kvarner Bucht mit dem kristallklaren Meerwasser auch ist, aber diesen Massentourismus muss man mögen. Auf den Campingplätzen stehen Wohnwagen, Wohnmobile und Zelte dicht beieinander, sozusagen Tür an Tür, die Großstadt im Wald. Familien mit 2 Kindern und 3 Hunden, Dauercamper mit umzäuntem Vorgarten und Durchreisende. Mallorca-Fraktion (die, die schon vor dem Frühstück die Plätze am Pool mit Handtüchern katapultieren, um sie zu reservieren) und Baller-Männer (die, die die Nacht zum Tag machen) neben Ruhesuchende. Hier prallen die verschiedensten Interessenkonflikte aufeinander. Mehr als ein Tag halten wir es auf keinem dieser Plätze aus. Wir fahren nur kurze Etappen und finden als Durchreisende nur selten noch einen schönen Stellplatz mit Blick aufs Meer, obwohl wir wir schon früh eintreffen. Wer kann, sollte hier die Vor- oder Nachsaison nutzen. Auch wegen der Hitze. Ständig um die 36 Grad werden zur Belastung, wenn man keinen Stellplatz mit Schatten erwischt. Die Preise sind an die meist westlichen Touristen angepasst, die heimische Lebenshaltungskosten vorfinden. D.h. Einheimische können in den Touristenhochburgen kaum existieren.
Pula mit römischen Amphitheater (fünftgrößte der Welt) und Triumphbogen, Stadtrundfahrt mit Fahrrad.
Inselspringen mit Autofähre von Istrien zur Insel Cres, der herben Schönheit und Krk, der größten Insel in der Kvarner Bucht.
Abstecher von der Kvarner Bucht zum Plitvicka Jezera (Nationalpark seit 1949, auch bekannt als Seen, bei denen Karl May Filme gedreht wurden, und deren kristallklares, türkis-blaues Wasser stufenförmig im Urwald abfallen, über unzählige Wasserfälle).
Split, Stadtrundfahrt mit Fahrrad.
Fähre mit Auto zur Halbinsel Peljesac, und von dort Ausflug mit der Fähre und Fahrrad zur Insel Korkula. Auf dem Weg über die Halbinsel kann man die Grenzen durch Bosnien, das hier eine 5 km lange Anbindung an das Meer hat, umgehen. Kroatien hat den Bau einer Brücke gestoppt und plant jetzt einen Tunnel für die Durchfahrt nach Dubrovnik. Auf der Fahrt nach Dubrovnik staut sich der Verkehr, weil ein Polizist den Verkehr regelt. Hinter mir rollt einer auf mein Fahrzeug. War es ein Versehen? Wohl kaum, denn er behauptet, ich sei rückwärts gefahren. Das ist ja dann die Höhe. Ich belass es wegen Geringfügigkeit dabei. Ich kann mir vorstellen, dass den Einheimischen die vielen Touristen auf die Nerven gehen. Viele sind schon durch aggressives Fahren aufgefallen. Andererseits leben sie vom Tourismus.
Ausflug vom Camp bei Orasac, den ich schon von der Rückfahrt aus Afrika kannte, zur Altstadt Dubrovnik. Da man in der touristisch völlig überlasteten Stadt kaum einen Parkplatz findet, schnallen wir wieder die Fahrräder ab. Die „Perle der Adria“ oder das „Kroatisches Athen“ ist als Weltkulturerbe und kulturelles Zentrum Kroatiens natürlich eine Reise wert.
Bosnien
Nach Dubrovnik heißt es Abschied vom Meer und von der brütenden Hitze. Inzwischen frage ich mich, wie ich ein Jahr Afrika bei dieser Hitze überlebt habe. Aber auch dort gab es „normales“ Wetter und die angenehme Kühle in den Hochebenen.
Bosnien hat eine eigene Währung KM: die gegenüber dem € konvertible Mark. D.h. Bosnien würde zum Europäischen Währungssystem (EWS) gehören, wenn alle Eurostaaten ihre eigene Währung zurück bekämen und sich auf ein Wechselkursregime verständigen würden.
Mostar, Fahrradausflug zur Brücke über die Neretva, und Ausflug vom Hotel (in das wir uns wegen Wolkenbruch ausnahmsweise einquartiert haben) zum Dervish House (National Monument) und zur Quelle.
Von der wieder aufgebauten, berühmten und zum Weltkulturerbe zählenden Brücke, die der Stadt den Namen gibt und im Bosnien-Krieg zerstört wurde, springen gerade Red-Bull-Standmänner, die auch mal aus dem Weltraum im freien Fall springen. Sie brauchen 3 Sekunden bis sie nach 27 m mit 84 km/Std. auf die tiefe und kalte Neretva klatschen. D. h. Sie klatschen nicht, das wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit tödlich, sondern tauchen kunstvoll nach einigen Saltos ein. 2 Taucher schauen sofort nach dem Rechten. Die beim Einlass von den Securities durchsuchten Zuschauer klatschen noch Beifall, wenn der gesprungene Standman wieder auftaucht. Die Brücke verbindet katholische Kroaten mit den orthodoxen Serben. Man sieht aber weniger moslemisch gekleidete Gläubige, als in Berlin-Kreuzberg, gemessen an der Anzahl der Muslime an der Bevölkerung. Das ist wohl noch ein Erbe aus dem laizistischen Jugoslawien.
Sarajevo
Zuerst fahren wir hinter Sarajevo in die Berge und finden die Bergbaude in Höhe von etwa 1.300 m. Den Tip haben wir von Astrid und Loyal erhalten, die uns vor der Abreise noch in Berlin besucht haben. Wir hatten viel zu erzählen, denn sie sind etwa die gleiche Route durch Afrika gefahren, nur etwas später. Astrid will jetzt ein Buch veröffentlichen, was sie über ihre Reise geschrieben hat. Vielleicht komme ich ja auch mal dazu nach Teil 3 der Weltreise durch Amerika.
Wie immer parken wir das Auto am Rand der Stadt und fahren mit dem Fahrrad in die City. Sonst kein Problem, aber nicht hier. Als wir zurückkommen sehen wir die Bescherung: Die Seitenscheibe ist eingeschlagen. Da aber vorsichtshalber alle Wertgegenstände nach unten verstaut waren, fehlte nicht viel: nur ein Rucksack mit Damenwäsche. Typen, die das tun, ist ein Menschenleben 50 € wert. Sarajevo nach dem Krieg ist noch ein schwieriges Pflaster. Die Polizei, die zwar den Diebstahl nicht aufklären kann, soll uns aber wenigstens ein Schein für die Versicherung ausstellen. Das dauert Stunden, da wir erst einen Übersetzer auf der Straße suchen und dann noch Stunden auf ein Stempel warten müssen. Eine junge Frau, die ihr Praktikum in Deutschland machen will, hilft. Ein junger Mann hat vorher abgelehnt für die bosnischen Polizei zu übersetzen, weil er Serbe sei, und die Polizei auf ihn nicht gut zu sprechen ist. Der private Besitzer eines kleinen Camps kann eine Firma organisieren, die uns am nächsten Tag gleich eine Acryl-Scheibe für 50,-€ komplett wieder einsetzt.
Am nächsten Tag haben wir nach der Reparatur noch Zeit. Ein Manager einer Finanzanlagenvermittlung erzählt uns, dass das Durchschnittsgehalt eines Bosniers etwa 500,-€ beträgt. Seine Kunden kommen daher wohl eher nicht aus Bosnien, sondern z.B. aus Deutschland. Wohl auch deshalb, weil die Wahrscheinlichkeit einem Betrüger aufzusitzen in Bosnien nicht höher ist, als in Düsseldorf. Neben einem großen 5-Sterne Hotel steht noch eine hässliche vom Krieg zerstörte Ruine. Das verwundert, weil in Sarajevo der Immobilienmarkt boomt. Aber die Eigentumsverhältnisse des Filetstückes sollen wohl ungeklärt sein. Sonst ist Bosnien auf den europäischen Immobilienmarkt vorbereitet. Es gibt Grundbuch- und Katasterämter und Sachverständige für Grundstückswertermittlungen.
Auf dem Weg nach und durch Serbien machen wir Halt in Tuzla und Novi Sad..
Serbien, Ungarn
Wir befinden uns jetzt ein paar hundert Kilometer von zu Hause entfernt auf der sogenannte Balkan-Route, auf der Bürgerkriegsflüchtlinge, meist aus Syrien, versuchen nach Westeuropa zu gelangen, um dort Asyl zu erhalten. In Sarajewo raten wir einem Motorradfahrer, der durch Europa tourt, Mazedonien nicht zu meiden, weil sich die vorerst nur polizeilichen Maßnahmen an der griechisch- mazedonischen Grenze ja nicht gegen Touristen richten, sondern „nur“ gegen ausländische Flüchtlinge, die man in Europa nicht Willkommen heißen oder Hilfe anbieten will. Um Europa gegen Ausländer zu schützen, baut Ungarn jetzt sogar eine Mauer aus Stacheldraht. EU-Anwärter Serbien steht unter doppeltem Flüchtlingsdruck. Einerseits steigt die Anzahl der Einwanderer. Andererseits werden aus Ungarn immer mehr Flüchtlinge in den Schengen-Vorhof zurückdeportiert.
Der Krieg im ehemaligen Jugoslawien erinnert an den Krieg in der Ukraine. Mehr sazu, wie auch zum Thema Flüchtlinge hier im Blog unter politische Reise.
Slovakei
Die Hohe Tatra ist das kleinste Hochgebirge der Welt. Hoch ist ein Gebirge ab 2.000 m. Von den malerischen Touristenorten Strbske Pleso und Tatranska Lomnica aus kann man in die Berge wandern. Wir fahren mit der Seilbahn und dem Sessellift auf den Lomnice Selo (2.190 m). Von hier hat man eine atemberaubende Sicht ins Tal oder auf den Stift (2.600 m). Wir genießen den Ausblick und die wohl grenzenlose Freiheit über den Wolken.
Polen
Zakopane ist nicht wieder zuerkennen. Touristen ohne Ende und eine Einkaufsstraße so lang wie die Friedrichstr. in Berlin, allerdings fast nur Souvenir Läden. Interessanter ist da Krakow, wo auch die Massen an Touristen irgenwie hingehören. Wir fahren mit dem Fahrrad stundenlang durch die historische Altstadt, nach jeder Ecke gibt es etwas Neues zu entdecken. Leider ist unsere Zeit abgelaufen, sonst hätten wir uns noch Auschwitz-Birkenau oder das Salzbergwerk in der näheren Umgebung angeschaut. Wrozlaw ist unsere letzte Station.