Von Barliloche geht es wieder über die Grenze nach Chile. Der Vulkan Lanin sticht mit seinen 3747 m und dem Gletscher aus der Landschaft hervor. Dagegen ist der Villarrica in Chile mit 2840 m eher bescheiden. Am pazifischen Feuerring (Vulkangürtel) entlang sind einige Vulkane noch aktiv.
Auf dem Weg nach Santiago steht man auf einem Stellplatz mit Wasserfall sehr angenehm. Das Rauschen des Wassers übertönt alle lästigen Geräusche. Kurz vor Santiago ist ein Stellplatz am Pool mitten unter Palmen. In Santiago selbst findet man keinen Stellplatz. Also muss ich mit einem Hotel vorlieb nehmen.
Santiago ist eine fahrradfreundliche Stadt. Also erobere ich die Stadt mit meinem Fahrrad. Am Präsidentenpalast (La Moneda) an dem vor einigen Jahren noch die Einschusslöcher des Militärputsches 1973 zu sehen waren, steht ein Denkmal für den sozialistischen Präsidenten Allende. Die USA hat sich damals massiv mit Geheimdienstoperationen in Chile eingemischt, mit dem Ziel, die linke Regierung in Chile zu destabilisieren und die Voraussetzungen für den Militärputsch am 11. September 1973 zu schaffen.
Das gleiche läuft gegenwärtig wieder in Venezuela ab. Wenn es dort noch zu keinem Putsch kam, dann weil das Militär in Venezuela, anders als unter Pinochet in Chile, noch auf der Seite des vom Volk gewählten Präsidenten steht.
Im Zusammenhang mit dem aktuellen Stromausfall in Venezuela streiten Regierung und Opposition über die Ursachen. Dass dieser Ausfall eine Cyberattacke der USA waren, dafür spricht der Zeitpunkt und die Tatsache, dass das Szenario eines anhaltenden Blackouts in Handbüchern für Regime Change beschrieben ist und auch vor dem Putsch gegen Salvador Allende in Chile 1973 Anwendung fand.
Pinochet und seine Militärdiktatur ermordete und folterte tausende Chilenen, vor allem Linke. Die USA haben sich an diesen zahllosen Menschrechtsverletzungen mitschuldig gemacht. Chile fand erst nach fast 30 Jahren zur Demokratie zurück. Das sollte man*frau nicht vergessen, die meinen, Chile sei unter Pinochet marktwirtschaftlich geöffnet und entwickelt worden. An die Zeit eines sozialistischen Präsidenten Allende erinnert nicht mehr viel in diesem Land. Aber die neoliberale Politik seit der Diktatur Pinochets hat ihre Spuren hinterlassen, die zunehmend Unzufriedenheit erzeugt.
Buntes Treiben in der Stadt, wie hier auf dem zentralen Plaza de Armas mit Musik oder Schachspiel. Zum Schach bin ich leider zu spät gekommen. Oder im Park mit Fahrrad über Kopf. Mit der Gondel- oder der Seilbahn kann man hoch hinaus und die Aussicht auf die Stadt genießen, soweit es der Dunst zulässt. Der Berg ist heilig und somit wird auf einem Schild auch eine angemessene Kleidung gefordert. Der Papst war auch schon mal da.
Unter der Überschrift „Wir begrüßen jede der Frauen, die ein besseres Land aufbauen“ setzen sich Studenten an der Universität in Santiago zum Frauentag für Gleichstellungsfragen ein, und für eine volle Beteiligung von Frauen in der Gesellschaft. Sie sehen den 8. März als Gedenktag, um daran zu erinnern, dass bei der Gleichstellung noch viel zu tun ist. Sicherlich noch viel mehr, als in entwickelten Industrienationen. Die Frauen in Berlin haben es da leichter. Seit diesem Jahr ist der 8. März in der Hauptstadt ein Feiertag, lt. Beschluss der Berliner Regierungskoalition aus SPD, Grüne und Linkspartei.
In Vina del Mar erreiche ich wieder das Meer, diesmal den Pazifik. An der Westküste Südamerikas ist auch wieder der Sonnenuntergang zu bewundern.
Zwischen Tongoy und Caldera liegt das La-Silla-Observatorium der ESO (Euopäische Südsternwarte), 2400 m hoch auf dem gleichnamigen Berg, neben dem Observatorium auf dem Cerro Paranal. Die schon in Jahre gekommenen Teleskope sind immer noch hochproduktiv im Entdecken von neuen Sternbildern. Man soll sich zur Besichtigung lange vorher anmelden. Ich habe Glück und kann mich ungeplant einer Gruppe mit 4 Fahrzeugen (dav. 3 Schweizer) anschließen. Von Null auf nix geht es auf eine Höhe von 2.400 m. Dort hat man einen faszinierenden Panoramablick auf die Berge der Atacama Wüste. Bei gutem Wetter bis zu 190 km. 300 Tage wolkenloser Himmel, sowie geringe Luft- und Lichtverschmutzung zeichnet den Standort aus. Im Observatorium arbeiten viele Nationen. Rassistisches Denken und Fremdenhass ist verpönt, wie einer Skizze an der Pinwand zu entnehmen ist.
In TalTal handle ich an der Rezeption der Hostelleria einen günstigen Preis für Toilettennutzung aus. Nebenan ein Standplatz auf dem Parkplatz mit Blick auf das Meer. Eine Unmenge von Möwen und sogar eine Robbe kann ich beim Frühstück vom Auto aus beobachten. Und ich habe Internet, um in Ruhe den Block zu vervollständigen.
Hinter Chanaral im Nationalpark Pan de Azucar liegt ein Camping, Platz inmitten der Natur bietet, direkt am Strand und das außerhalb der Ferienzeit kaum besucht ist.
Zwischen TalTal und Antofagasta liegt das Teleskop Very Large auf 2600m Höhe. Besichtigung ist nur Samstags nach wochenlanger vorheriger Reservierung im Internet möglich, wie ich unten an der Einfahrt erfahre. Daher begnüge ich mich diesmal nur mit einem Blick von, obwohl Very Large höher liegt und moderner ist, als das Teleskop auf La Silla.
In Antofagasta hält mich nichts auf. Ich stehe zwar auf einem Stellplatz mit Meerblick, aber der ist zu weit außerhalb der Stadt.
Auf dem Weg durch die Wüste sieht man schon von weitem eine Kette von Vulkanen und seltsame Linien im Wüstensand. Ausläufer der Nazca-Linien? Sicher nicht, aber dazu später. San Pedro, eine Oase in der Atacama-Wüste, erinnert auf den ersten Blick an Ballermann, zumindest was die vielen Touristen betrifft. Auch hier wird bis früh um 6 sinnlos geballert. Aber hier gibt es auch viel zu entdecken. Z.B. das Valle da la Luna (Tal des Mondes). Dort treffe ich auch viele deutsche Touristen: Ein Pärchen mit Fahrrad und 2 Kleinkindern, hinten auf dem Sattel. Sicher sehr anstrengend für alle. Und sehr mutig von den Eltern. Ein Pärchen auf dem Fahrrad, die sehr interessiert nach meinem Weg fragen. Ihre Eltern würden auch gerne noch so eine Reise machen wollen, lassen es aber wegen Bluthochdruck und künstlicher Hüfte lieber sein. Wenns danach ginge …. . Dann ist da noch eine Gruppe angehender Geologen, die eine Exkursion an diesen für sie fachlich sehr spannenden Ort machen. Nicht zuletzt ist da noch ein Pärchen zu Fuß. Er bittet mich um Wasser, sie seien kurz vor dem verdursten. Ich fülle ihre Flasche und sie fällt ihm in den Arm, weil er Wasser organisiert hat. Na ja …. , aber ich bin ja gern rettenender Engel.
Massen an Touristen strömen auch zu den Geysiren. Wer kann, kann auch den nahe gelegenen Vulkan Licancabur bis auf 6000 m besteigen. Aber da wird die Luft sehr dünn und ab 4000 m sollte man nicht anfällig für die Höhenkrankheit sein. In der trockensten Wüste der Welt ist auch die Atmosphäre sehr trocken. Zudem wurde auf dem Krater die höchste UV-Strahlung auf der Erde gemessen. Astro-Touristen mit Bluthochdruck sollten daher Alma (Large Millimeter/Submillimeter Array) besser nicht besuchen), denn es liegt 5000 Meter über dem Meeresspiegel. Auf einem Hochplateau, unweit von San Pedro, formen sich 66 bewegliche Parabolantennen zu einem riesigen Auge für Radiowellen. Es besteht, wie bei Fliegen, aus vielen einzelnen Augen, die zu einem fast 360 Grad-Blick verhelfen. Astronomen eröffnet es einen tiefen Blick ins Universum: Sie sehen Galaxien aus der Frühzeit des Universums, aber auch Planeten im Embryonalzustand. Das Extremely Large Telescope, das größte (Radio-)Auge der Welt, ist im Bau und in Nordchile keine 500 Kilometer von Alma entfernt.
In der von San Pedro am nächsten liegenden Lagune in der Salzwüste sind zwar keine Flamingos zu sehen, aber man kann im Salzsee baden. Untergehen kann man bei dem hohen Salzgehalt nicht. Bei der sengenden Hitze eine willkommene Abkühlung. Die kommt auch nachts, da die Temperaturen extrem fallen.
In Iquique kommt mein Fahrrad wieder zum Einsatz. Auf dem Camp stehen Silke und Stefan, welche etwa den gleichen Weg haben. Die beiden sind mir sympathisch und es gibt eine Menge zu erzählen. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder.
Auf dem Weg von Iquique nach La Paz über Oruro geht es hoch über die Anden. Unterwegs sehe ich abseits von der Straße einen mir bekannten Camper. Und siehe da es sind Silke und Stefan, die ich in der Mittagsruhe störe. Auf einer Höhe von 3.260 m stehen wir mit herrlichem Ausblick auf einem freien Stellplatz in der Natur und genießen bei gekühltem Bier den Sonnenuntergang. In Ihrem gemütlichen Camper lerne ich das Kartenspiel Skip-Bo. Der richtige Ort um noch größere Höhen langsam anzugehen.
Am nächsten Tag geht es über einen 4.340 m hohen Pass. Anzeichen für eine Höhenkrankheit stellt sich Gott sei Dank nicht ein. Vor der Grenze nach Bolivien führt eine Schotterpiste durch ein gespenstisch leeres Dorf mit Kirche vor schneebedeckten Bergen zu einem Stellplatz mit Therme in Caraguano bei Isluga in 3.915 m Höhe. Silke und Stefan stehen schon da.Am nächsten Tag sehen wir schon in der Frühe, dass eine Herde Lamas herangetrieben werden (oder sind es Guanakos, Alpaka oder Wikunias?). Wie wir erfahren, werden die Tiere nach der Regenzeit gewaschen, um sie vom Ungeziefer zu befreien. Gleichzeitig wird ein Tier ausgesondert und anschließend geschlachtet. Das ganze Dorf trifft sich auf dem Stellplatz zum Grillen. Mit der Ruhe ist es leider vorbei. Zuerst helfen wir die Herde zusammenzuhalten und beobachten aus der Nähe, wie die Tiere in einem kleinen Wasserkanal untergetaucht werden. Aber als es auch noch anfängt zu regnen, ziehen wir es vor zum nahen Grenzort Colohani zu fahren. Ich übernachte am Municipal mit WC.
Anderntags geht es nach Oruro. Silke und Stefan müssen noch bleiben, um einen Automechaniker zu suchen. Die faulen Grenzer hinter der Scheibe lassen mich ins Messer laufen. Ich muss sie darauf aufmerksam machen, dass ich mit Auto einreise. Wenn ich ohne Formular weitergefahren wäre, hätte sich das bei der Ausreise bitter gerächt.
Die Straße zwischen Iquique und Oruro ist zwar neu asphaltiert, aber es gibt noch keine Tankstellen. Im peruanischen Grenzort Pisiga Bolivar fehlt mir wiederum das nötige Cash, da man mit Karte nicht zahlen kann. Touristen zahlen etwa das 3-fache für Diesel, der sehr preiswert ist (aus der €-Sicht). Die LKW-Schlange in umgekehrte Richtung vor der chilenischen Grenze ist km lang.
Oruro ist eine quirlige Großstadt, leider ohne Stellplatz. Ich finde ein Hotel mitten in der Stadt und kann das Markttreiben unmittelbar vor dem Hotel beobachten. Die ganze Innenstadt ist ein Markt, alles spielt sich auf der Straße oder in den Markthallen ab. Größere Supermärkte oder gar Malls gibt es nicht. Auffallend gegenüber Brasilien, Argentinien und Chile ist der Wohlstand auf unterem Niveau, bzw. die mehr verbreitete Armut.
Als ich nach wenigen Tagen auf dem Weg zum größten Salzsee bin, holt mich im dichten Autoverkehr Stefan zu Fuß ein. Ich bleibe noch eine Nacht und erfahre beim Kartenspiel, dass der Salzsee kurz nach Ende der Regenzeit noch mit Wasser bedeckt ist. Am Rand des Salzsees könnte man sich zu dieser Zeit im größten Spiegel der Welt betrachten, aber ich ändere meine Route und fahre weiter auf der Route nach La Paz. Silke und Stefan wollen später noch über den Salzsee fahren. Unsere Wege trennen sich.
La Paz liegt in einem Kessel, dessen Rand auf einer Höhe von etwa 4100 m liegt. Die Stadt ist nicht nur der höchste Regierungssitz, bzw. Verwaltungshauptstadt, sondern auch die Stadt mit dem größten Seilbahnnetz (anstelle z.B. einer U-Bahn). Hauptstadt Boliviens ist Sucre. Für etwa 20 Boliviano (etwa 3,-€) kann man in Gondeln mit 11 Linien über die gesamte Stadt schweben. Dabei hat man eine spektakuläre Sicht auf die Stadt. Im Hintergrund ragen schneebedeckte Berge hervor. Der höchste davon ist der 6.438 hohe Illimani.
Gert (genannt Gustavo), zeigt mir die Stadt. Er ist Deutscher, der mit seinen Eltern nach Bolivien kam und jetzt in der Tourismusbranche arbeitet. Nebenbei arbeitet er für das Camp (Hotel Oberland) als Guide. Aufmerksame Zuhörer können von ihm viel über Land und Leute hören.
Am Hexenmarkt gibt es alles an Zubehör für okkulte Rituale, Opfergaben, Mittel für Potenzsteigerung oder gegen böse Nachbarn. Soger Lama-Föten, die unter einem Hausbau Glück bringen sollen. Überhaupt spielen ethisch-religiöse Haltungen, oder Aberglaube eine große Rolle. In der Schamanen-Straße, mit einem atemberaubenden Blick über La Paz, stehen am Abhang kleine Hütten dicht an dicht, in denen man sich von Schamanen z.B bei gesundheitlichen Problemen „beraten“ lassen kann. Gegenüber steht eine grün-weiße katholische Kirche in ungewöhnlicher Architektur.
In der historischen Altstadt, in der die Unabhängigkeitsbewegung gegen die spanische Kolonialherren ihren Anfang nahm, erklärt uns eine indigene Frau in Cholitas-Kleidung, der typischen Nationaltracht, dass die Mode in den 20`ern aus Spanien kam. Die Hüte waren ursprünglich für Männer entworfen. Die Röcke sind schwer, weil sie sich in der Hüfte ausweiten. Außerdem ist eine starke Hüfte leider ein Zeichen für Fruchtbarkeit. Während man in Deutschland bei einem Einkommen etwa unter 1.100,-€ von einer „Armutsgefährdung“ spricht, liegt die Armutsgrenze in El Alto (Nachbarstadt von La Paz, der wohl ärmsten Stadt Südamerikas), bei 2 Dollar am Tag! Auch Bolivien leidet noch schwer an kolonialen Folgen. Lässt sich ein Gringo (Jargon: von Europäern abstammende Person) vom Latino die Schuhe putzen, hat das einen unwürdigen Anschein, der an koloniale Zeiten erinnert. Auch ein Grund, warum die meisten vermummt Schuhe putzen. Andererseits hat der Schuhputzer die Möglichkeit, mit dem sehr bescheidenen Lohn (max. 3 Boliviano in den besseren Gegenden), zumindst über die Armutsgrenze zu kommen. In diesem Zusammenhang muss man auch die Kokabauern sehen. Sie für die Droge Kokain verantwortlich zu machen, ist der falsche Ansatz. In Bolivien wird Koka wie Erdbeeren geerntet. Die Blätter sind heilig und sollen gegen Erschöpfung, wie auch gegen die Höhenkrankheit helfen. Die Weiterverarbeitung der Blätter zu Kokain ist verboten, d.h. die Bauern verdienen in der Drogen-Kette am Wenigsten. Schuld ist die Nachfrage nach Rauschgift insbesondere aus dem Westen. Bei der Bekämpfung des Kokains setzt die linke Regierung nicht auf das Verbot der zuerst nützlichen Pflanze, sondern auf deren Anbaubegrenzung, um den Mindestverdienst der Bauern zu sichern und auf den Eigenverbrauch zu beschränken.
Evo Morales wurde 2006 als erster Indigener Präsident mit großer Mehrheit gewählt. Unter dem linken Präsidenten hat sich die Armut in dem arg gebeutelten Land halbiert, die Kindersterblichkeitsrate wurde gesenkt und die Wirtschaft wuchs im vergangenen Jahr um 4,5%. Ein Referendum zu einer Verfassungsänderung, nach der der Präsident für weitere 2 x 5 Jahre gewählt werden kann, brachte keine Zustimmung. Dem hat sich das oberste Wahlgericht widersetzt. Nun kann er 2019 abermals kandidieren. Dabei berief sich der Präsident u.a. auf Merkel, die schon viel länger regiert als er. Offensichtlich will er an der Macht festhalten. Das hat schon in Nicaragua und in Venezuela nicht funktioniert und der lingen Bewegung geschadet.
Das Valle de Luna (Mondtal) unweit des Camps in La Paz erinnert sehr an Capadokien in der Türkei. Wasser und Wind haben aus Sandstein bizarre Formen gebildet.
Hinter La Paz erreicht man das bolivianische Copacabana über eine Fähre aus Pontons. Der kleine Touristenort hat eine riesige Basilika mit einer schwarzen Madonna und liegt am Titicacasee, der einer der größten Süßwasser Seen in Südamerika. Der See gilt auch als Geburtsort der Inkakultur und ist das höchste (3.800 m) schiffbare Gewässer der Welt. Bolivien hat zwar keinen Meerzugang, bildet aber eine Flotte aus, die am Titicacasee stationiert ist. Die Politik und die Diplomatie Boliviens ist darauf ausgerichtet, einen Zugang zum Meer zu erhalten. Gespräche mit Chile haben bisher zu nichts geführt.
Am Titicacasee geht es über die Grenze nach Peru. In Puno stehe ich im Hof eines Hotels und beobachte Meerschweinchen, die dort massenweise rumlaufen. Erst dachte ich an Ratten. Die Meerschweinchen stammen aus den Anden und sind dort ein kulinarisches Grundnahrungsmittel. In Peru wurde in den 1960er Jahren ein modernes Zuchtprogramm gestartet, mit dem Ziel den Verbrauch des Tieres außerhalb Südamerikas zu steigern.
Hinter Puno geht es über den Abra la Raya- Pass (4.338 m). Von Cusco aus plane ich den Ausflug nach Machu Picchu, da man dort nicht mit dem Auto vorfahren kann. Außerdem gibt es hier eine Toyota Werkstatt, die ich konsultiere. Wegen Machu Picchu ist Cusco ein Touristemagnet.
Machu Picchu ist eine gut erhaltene Ruinenstadt der Inka in Peru. Ich mache von Cusco Ausflug mit Bus und Bahn dorthin.
Camper mit Wohnmobil stehen am besten in Cusco auf dem Campingplatz „Quinta Lala“, der auch Storage (Langzeitstellplatz für Urlaub vom Urlaub) bietet. Von Cusco nimmt man nach Machupicchu am besten den Bus bis Ollantaytambo und steigt dort in die Bahn (Luxuszug mit Modenschau) um. Statt mit der teuren Bahn kann auch mit dem Kleinbus über die Berge bis zur Bahnstation Hidroelectrica (eine hinter Macchu Picchu) fahren. Das ist aber sehr unbequem und zudem schwindelerregend, gefühlte 1.000 m über dem Abgrund. Von da aus mit dem Zug nach Aguas Calientes, bzw. Machu Picchu Pueblo. Hier nimmt man sich ein Hotel und kann am nächsten Tag mit dem großen Bus die Serpentinen nach Machopicchu hinauffahren. Ganz sportliche können auch laufen. Wer nur eine Nacht bleibt, ist etwa 9 pm zurück in Cusco. Für diesen Ausflug muss man etwa 180,-US-Dollar berappen.
Man kann das Ganze auch bei einer sog. Reisefirma buchen, hat aber den Nachteil, dass man doch alles selber organisieren muss. Die Reiseanbieter am Plaza Regocijo in Cosco bieten zwar ein Gesamtpaket und kassieren dafür auch, aber dann fehlt jede Organisation: d.h. kein Guide, der einem das Hotel zeigt, kein Ticket für die Rückfart, keine Information usw.).
Aguas Calientes ist ein kleines Dorf am Fuße des „alten Gipfels“, das nicht mit dem Auto zu erreichen ist. „Machu Picchu“ ist die Sehenswürdigkeit als Solche und leider auch Ort des Massentourismus in Reinkultur. D.h. das Weltkultur- und Naturerbe ist bedroht, wenn man es vor lauter Touristen nicht mehr sieht. Über 2.000 täglich! Den Einheimischen, bei denen am Wenigsten von der riesigen Rendite verbleibt, sehen vor lauter Touristen (meist Ausländer) ihren eigenen Ort nicht mehr.
Der Anblick dieses einmaligen Naturwunders, bzw. der Blick über die Ruinen der peruanischen Inkastadt, entschädigt aber für Vieles.
Von Cusco nach Nasca geht es meist am Fluss entlang, bzw. die Serpentinen rauf bis auf 4550 m und wieder runter auf 2000m über dem Meeresspiegel. Eine sehr schöne Strecke. Z.T. über den Wolken.
In Nazkca schaue ich mir Perus Nazca-Linien, die im Zeitraum zwischen 800 Jahren vor und 600 Jahren nach unserer Zeitrechnung entstanden, von oben an. Denn nur von oben kann man erkennen, dass sie etwas darstellen. Sie zeigen 100 Meter große Tierfiguren, sowie Linien und Richtungspfeile, die als Stätten für Fruchtbarkeitskulte in Zeiten abnehmender Niederschläge sowie Wegmarkierungen zum Erreichen dieser Kultstätten gedeutet werden. Sie liegen auf halbem Wege zwischen Perus Hauptstadt Lima und der Inka-Festung Machu Pichu. Die Linien sind in den Wüstenboden eingeritzt. Da nicht restlich geklärt ist, wozu die Linien gedient haben, wurde und wird die Fantasie vieler Menschen beflügelt. Erich von Däniken geht hier von einem Kontakt mit Außerirdischen aus. Schon Anfang der 60er Jahre war in Dresden ein entsprechender Dokumentarfilm von ihm zu sehen, der die Figuren und Linien so deutete. Jüngere Forschungen konnten aber keinen systematischen Zusammenhang zu Gestirnen erkennen. Bestätigt wurde allerdings, dass ein Teil der Linien, von einer bestimmten Stelle aus gesehen, auf einen Ort am Horizont zulaufen, an dem am Tag der Sommersonnenwende die Sonne untergeht. Die Pfeile könnten also als Wegmarkierungen für eine kultische Massenveranstaltung (ein frühzeitliches Woodstock) gedient haben, zu der die Menschen in Scharen von den Hängen der Anden herunterströmten. Reizend altmodisch ist das Museum einer Nazca Pionierin in ihrem ehemaligen Wohnhaus im Örtchen El Ingenio, etwa 40 Kilometer von Nazca entfernt. Maria Reiche, eine 1903 in Dresden geborene Mathematikerin, hat sich bei der Kartographierung und Erhaltung der Linien verdient gemacht, die als 8.Weltwunder jetzt Weltkulturerbe sind. Das Haus zeigt wie spartanisch sie gelebt hat (höchstwahrscheinlich ohne deutsche Fahne an ihrem Schreibtisch). Man bekommt etwa eine Vorstellung, in welchen einfachsten Behausungen heute noch die meisten Menschen nicht nur in Peru leben.
Wie fruchtbar die Gegend zu Zeiten der Erschaffer der Linien gewesen sein muss, lässt sich bei der Anfahrt von Lima in der Oase Huacachina nahe der Stadt Ica ermessen. Früher waren hier vorwiegend die reichen Limeños zugegen, um einen kleinen Wellness- und Erholungsurlaub zu machen, da die kleine Lagune heilende Kräfte durch ihren Mineralstoffgehalt verspricht. Heutzutage ist das Wasser aber sehr stark zurückgegangen und kaum mehr zum Baden geeignet. Dennoch haben sich hier kleine Hostels und Hotels für Backpacker und Paushal-Touristen angesiedelt, die unter anderem mit erfrischenden Pools punkten. Das stetig gute Wetter und die umliegenden, bis zu 100 Meter hohen Sanddünen, die Sandboarding und Buggyfahren ermöglichen, machen dieses kleine Stück Wüste zu einem Adrenalin-Erlebnisort mit Spaßgarantie.
In Lima erkunde ich vom Hitchhikers Hostel aus die Hauptstadt Perus mit dem Fahrrad. Z.B. den Präsidentenpalast am Plaza de Armas, hier bei der täglichen Wachwechselzeremonie. Lima hat zwei Seiten. Als es abends dunkel wird und ich im Marktgewühl der ärmeren Randgegenden versinke, bin ich doch froh wieder die etwas besseren Lagen zu erreichen. Das Hitchhikers liegt günstig im Zentrum.
Eigentlich wollte ich die Gelegenheit nutzen, um in der Toyota Werkstatt ein Fehler beseitigen zu lassen, die die Anzeige meldet. Man erklärt mir in der Werkstatt, dass ihr Computer-System den europäischen Computer des Fahrzeugs nicht auslesen kann. Aber es sollte doch ein Liter Motoröl nachgefüllt werden. Das aber haben sie nicht und ich müsste es mir in der Stadt besorgen. Über soviel „Service“ bin ich dann doch etwas sauer. Der Toyota- Pro Ace ist ein Mix aus dem Japaner mit Citroën und Renault. In der Renault-Werkstatt eröffnet man mir, dass grundsätzlich keine fremden Typen zur Reparatur angenommen werden. Also kann ich nur hoffen, in diesem Land keine größeren Probleme zu bekommen.
Ein wenig abseits von der Piste liegt das kleine Fischerdorf La Gramita, in dem man das Gasthaus Las Aldas findet. Ich stehe zwar allein dort, aber der freundliche Gastwirt mit seiner zauberhaften Bedienung zaubert mir in seinem bezaubernden Restaurant mit Blick aufs Meer ein fürstliches Abendmal. Soviel Ambiente bekommt man auf keinem Pauschalurlaub.
In Huanchacho (nahe Trujillo) halte ich mich nicht lange auf. Nächster Ort ist Pimentel, bei Chiclayo. dort treffe ich Santiago, ein Argentinier, der als Backpacker unterwegs ist und nach Lima mit dem Bus fahren will. Er bringt mir beim Abendessen und beim Frühstück auf dem Markt, ein Stück die Lebensweise der Südamerikaner näher, soweit das die Verständigung in englisch zulässt. Leider ist der Stellplatz vor dem Hostel Casa Amelia mehr als mies. Santiago meint, es gibt ein paar schöne Badeorte an der ecuadorianische Küste. Also wähle ich nicht den direkten Weg in Richtung Quito, sondern den an der Küste entlang, damit der Badeurlaub nicht zu kurz kommt. Dafür entfällt Ingapirca, die bedeutendste Inka-Stätte Ecuadors. Man kann nicht alles sehen und muss Prioritäten setzen. Außerdem, wer Machu Picchu gesehen hat, ist hier eher enttäuscht. Weiter entfällt Cuenca, die koloniale Stadt mit besonderem Charme, sowie die Thermalbäder in Baños.
Das Casa Mediteranea in Mancora bietet das, was das Hotel in Pimentel nicht hatte: Einen Stellplatz zwar auf dem Hof des guten Hotels, dafür aber mit Pool am Strand, und Gastronomie im Ort. Hier gehe ich 3 mal am Tag ins Wasser, was am wilden Pazifik mehr für Surfer ideal ist, weniger zum baden. Einige dieser Badeorte leben heute mehr vom Tourismus, als von der Fischerei.
Auch das letzte Camp in Caleta Cruz, vor Grenze nach Ecuador habe ich wieder für mich allein.
In Ecuador gibt es einige Besonderheiten: Landeswährung ist US-Dollar, Haftpflichtversicherung fürs Fahrzeug ist nicht vorgeschrieben, für die 110-V Stecker braucht man einen anderen Adapter, als in den Nachbarländern. Für besondere Geräte wahrscheinlich einen Transformator. Ladegeräte für Laptop und I-Phone haben i.d.R. keine Probleme, auch nicht mit der anderen Frequenz. Das Wasser braucht in meinem Kocher länger bis es kocht. Gespannt bin ich, ob das Wasser genau ab Äquator wieder im Urzeigersinn abfließt. Diesel bekommt man pro Gallone und kostet nur etwa 0,30 € pro Liter, etwa ein Drittel vom Preis in den Nachbarländern.
Hinter der Grenze fährt man in Ecuador durch riesige Bananenplantagen. Salinas ist ein Touristenort, leider ist der Campingplatz mies und zu weit vom herrlichen Strand entfernt.
Die gut geführte Hosteria Farallon Dillon kurz hinter Salinas hat dagegen eine herrliche Lage am Strand und mit herrlichem Blick. Allerdings von einer größeren Anhöhe mit Leuchtturm aus. Wem das Treppensteigen nicht liegt kann auch im Pool direkt am Leuchtturm baden. Wahrscheinlich weil der Eigner ein Käpt’n war, hat das Anwesen auch ein Museum mit vielen nautischen Ausstellungsstücken. Einige Bewohner aus den weißen Villen der Umgebung kommen Samstags um Gitarren-Musikern zuzuhören. Viel mehr kommen aber Sonntags, um dort zu essen. Stört aber nicht auf dem großen Stellplatz, der insgesamt etwas Besonderes ist. Von der Besitzerin der Hosteria werden auch die Camper freundlich begrüßt.
Montanita ist ein kleiner Touristenort, in dem sich neben Hippies auch Kiffer treffen. Am Traveller Point (ein sehr einfacher Stellplatz mit WC und DU) an dem sich Traveller insbesondere aus den angrenzenden Ländern treffen, bekomme ich eine weitere Lektion zum Entschleunigen. Ich beobachte junge Leute beim jonglieren mit Kegeln (wahrscheinlich um sich an der nächsten Kreuzung ein paar Cent zu verdienen), beim Gitarre spielen, beim Nähen von Bezügen oder beim tagelangen Liegen in der Hängematte. Nachmittags dröhnt Musik aus der Anlage, um Leute zu animieren, hier ein Drink zu nehmen. Leider wird auch Gitarre gespielt bei laufender Musikanlage. Die Südamerikaner lieben offenbar Krach. Aus Erzählungen anderer Gringos weiß ich, dass ich nicht der Einzige bin, den das stört. Kein Mensch hört oder sieht hin, aber in jedem Camp oder in jeder Gaststätte dröhnt der Fernseher.
Entschleunigen ist ein relativer Begriff. Aus Sportlerzeiten weiß ich, dass jeder sein Rhythmus finden muss. Wer sich aus seinem Rhythmus bringen lässt, hat schon verloren. Mein Rhythmus beim Reisen sieht so aus (nach 215 Tagen und rd. 25.000 km in 81 Etappen): Im Schnitt pro Etappe 280 km bei 2,8 Tage Standzeit. Das deckt sich in etwa mit den Reisen durch Asien und Afrika. Wobei Start und Ziel, sowie Dauer der Reise (1 Jahr) selbst gewählten Vorgaben entspricht, die in etwa eingehalten werden. Auch die Strecke weicht vom Plan mehr oder weniger ab, je nachdem, welche Informationen man z.B. unterwegs bekommt.
Fabian ein Motoradfahrer aus der Schweiz, den ich hier traf, und mit dem ich mir ein Container ab Cartagena nach Panama teilen könnte, ist schon 5 Jahre auf mehreren Kontinenten unterwegs und nimmt sich entsprechend mehr Zeit beim kreuz und quer fahren. Ein ganz anderer Rhythmus, bei dem man sich kaum ein zweites mal trifft.
Dann heißt es vorerst Abschied nehmen vom Pazifischen Ozean und dem Strand von Ayampe im Nationalpark Machalilla. Auf nach Quito, Hauptstadt von Ecuador, die höchste der Welt. La Paz liegt zwar höher ist aber „nur“ Regierungssitz und nicht Hauptstadt.
In Quito stehe ich im Hostel Zentral (https://hostalzentrum.com/wohnmobil-stellplatz) mitten in der Stadt. Gert, der Eigner aus Hamburg, ist 88 Jahre, schmeißt aber den Laden immer noch. Es ist ein deutsch geführtes Haus, d.h. die Frage, ob Wi-Fi überall funktioniert, sollte man sich sparen. Es gibt neben den Hotelzimmern eine Küche für Camper, 220 V-Steckdosen, eine Kneipe in der höchstens dezente Musik läuft und in der man auch arbeiten kann. Und es gibt ein Frühstück wie zu Hause.
Mit dem Fahrrad zu erreichen ist gleich eine Toyota-Werkstatt, die mir sogar helfen kann. Ein Motorölwechsel ist fällig und die Bremsbelege müssen gewechselt werden. Diese gibt es nicht im Original, also werden sie eigens angefertigt.
Zwischen Quito und Ibarra befinden sich die Überreste eines Bauwerks aus der Inkazeit (13.bis 16. Jahrhundert), das den Äquator genauer markieren soll und bereits vor über 1.000 Jahren errichtet wurde (Anlage Quitsato). D.h. die Inkas, die an ihren Sonnengott glaubten, waren z.B. in der Astronomie dem Abendland weit voraus! Während die konservative katholische Kirche noch glauben ließ (Beharren auf Althergebrachtem), die Erde sei eine Scheibe und Mittelpunkt des Universums, konnten die Inka schon lange die Sonnen- und Erdbahn bestimmen. Der mittelalterliche Papst bezeichnete Kopernikus als Schwätzer. Die Bibel wurde als Waffe gegen Andersgläubige benutzt. Galilei, der das kopernikanischen System verteidigte, erklärte, die Forschung sollte frei von Kirchendoktrin sein. Er, der die Kirche vor einem Irrtum bewahren wollte, wurde von der römischen Inquisition noch 1633 zu lebenslanger Kerkerhaft verurteilt.Ecuador ist das einzige Land in Südamerika, in dem der Äquator an festen, natürlichen Orientierungspunkten verläuft, d.h. wo man die Bahnen der Himmelkörper beobachten kann. Ein paar km nördlich von Quito wurde das Monument La Mitad del Mundo (Stadt Mitte der Welt) an der Stelle errichtet, an der eine französischen Expedition 1736 eine (auf 240 m) genaue Position des Äquators bestimmte. In Zeiten des GPS stellte sich heraus, dass der Äquator tatsächlich 240 m nördlich verläuft. Die unzähligen Selfies (Narzissmus des Jahrhunderts, oder nur nur eine moderne Form der Identitätssuche?), welche belegen sollen, man stehe mit einem Bein auf der nördlichen, und mit dem anderen auf der südlichen Halbkugel, sind an dieser Stelle eine Falschinformation (fake news).
Auch in Iberra gibt es ein von Hans geführtes deutsches Haus, die Finka Sommerwind an der Laguna de Yahuarcocha, die von einigen Campern auch als Langzeitstellplatz (Storage) genutzt wird, um Urlaub vom Urlaub zu machen. Diese Idee hatte ich zwischendurch auch einmal. Aber dann habe ich in Quito über das Panamerikana-Forum das Angebot bekommen, mir mit York einen Container zu teilen, zwecks Verschiffung des Fahrzeuges von Cartagena (Kolumbien) nach Colon (Panama).
Hier halten die Fährgesellschaften richtig die Hand auf. Das Verschiffen ist hier so teuer wie von Hamburg nach Montevideo! Und RoRo-Fähren gibt es nicht, eine Landverbindung sowieso nicht. D.h. ich muss in relativ kurzer Zeit in Cartagena sein.
Übrigens: Dem aufmerksamen Leser dieses Blogs ist vielleicht nicht entgangen, dass die Qualität der Bilder nachgelassen hat, oder dass der langsame Rechner schneller geworden ist. Das liegt einfach daran, dass ich in aufwändiger Handarbeit die Bilder dieser Reise in WordPress skalieren musste. Erst als der kostenlose Speicher übervoll war, bzw. als es zu spät war, konnte ich keine weiteren Bilder hochladen. Als auch das Skalieren nichts half, musste ich Speicher nachkaufen. Die Freaks haben für so viel Unkenntnis natürlich nur ein müdes und überhebliches Grinsen übrig und behalten ihr Wissen für sich. Ich bin sauer über so eine müde Software, die keinen Hinweis anbietet und mich ins offene Messer laufen lässt.
Auf Reisen sollte man keine Termine haben. Und schon gar nicht, wenn man durch Kolumbien fährt! Durch hunderte Schluchten mit 2.000 m Höhenunterschied, Millionen Kurven, hinter tausend langsamen Tracks und noch mehr Motorrädern. Wer vorbei will, riskiert viel. Autobahnen oder Tunnel gibt es in den Bergen nicht. Kolumbien war bis vor kurzem im Bürgerkrieg versunken. Dann brach der Kapitalismus über das Land ein und schüttete es mit Autos wie mit Müll zu. Jetzt beginnt man die Straßen zu erweitern und abgerutschte Hänge müssen saniert werden. Baustellen verschlimmern die Lage auf viele Jahre. Bei dieser Fahrweise, eingezwängt im Stau, bleiben kaum Möglichkeiten die schöne Landschaft auf Bildern zu bannen. Gleich hinter der Grenze Ecuador – Kolumbien nahe bei Ipiales gibt es z.B. diese in eine Schlucht auf einer Brücke gebaute Kirche (Santuario de las Lajas).
Am Karibischen Meer treffe ich York und Rita in Santiago de Tolu, mit denen ich mir einen Container teile. In Cartagena teilen wir uns auch ein Apartment im 16 Geschoss. Von dort, wie auch vom Pool im 26. Dachgeschoss hat man einen traumhaften Blick auf die sehr schöne Altstadt. In Panama City ist es dann genau umgekehrt.
Die Panamerikana: Mindestens 25.750 Km lang, führt durch 14 Länder, berührt dabei alle Klimazonen der Erde und verbindet Alaska im Norden der USA mit Feuerland an der Spitze Südamerikas. Keine Straße im klassischem Sinne, sondern wie die Seidenstraße ein Netz aus Straßen. Grandios. Wenn da nicht diese lächerlich kleine Lücke wäre, etwa 100 km Urwald im äußersten Südosten Panamas, an der Grenze zu Kolumbien. Ein Katzensprung auf der längsten Traumstraße der Erde.
Die Vereinigten Staaten, die Latein- und Mittelamerika als ihr Hinterhof betrachten, und die nach der „Rückgabe des Panama-Kanals“ weiterhin der „Große Bruder“ panamaischer Politik sind, tun alles, um zu verhindern, diese Lücke zu schließen. Sie fürchten das Einsickern von Rebellen und Drogen, so wie sie heute das Einsickern von Flüchtlingen befürchten und Mauern errichten, an denen auch geschossen wird. Das mit den Rebellen hat sich erledigt, dank des Friedensabkommens in Kolumbien. Bleibt die Einwanderungspolitik Trumps, die sich nicht wesentlich von der in Europa unterscheidet. In Panama (oder Kolumbien) endet der Mythos Panamericana mitten im Dschungel. Das ist wie Panama ohne „a“, oder Kolumbus ohne Schiff. Das Ende der Zivilisation, ein Hohn auf das Machbare, in einem Land, wo der Panamakanal errichtet wurde (vor über 100 Jahren eine technische und logistische Meisterleistung, ein Jahrhundertbauwerk. Anders als am Suezkanal musste hier noch der Höhenunterschied überwunden werden). Der amerikanische Präsident Roosevelt, der das steckengebliebene Projekt übenahm, begriff den Bau eines Kanals als politisches Vorhaben. 1903 besetzten US-Truppen kurzerhand das damals kolumbianische Gebiet und riefen den Staat Panama aus. Die Kanalzone blieb jedoch in US-amerikanischer Hand und wurde erst Ende 1999 an Panama übergeben. Der Kanal verhalf der USA zu Ihrer globalen Rolle, wie sich schon im 1. Weltkrieg zeigte. Die Ersparnis an Zeit und Treibstoff wiegt heute die Transitkosten bei weitem auf, und für den Kleinstaat Panama sichern die Einnahmen durch die Kanalgebühren rund 1/12 des Staatshaushalts.
Seit dem Bau des Kanals sind zwar die beiden großen Ozeane verbunden, aber Zentralamerika ist nur noch durch drei Brücken miteinander verbunden und zwischen den beiden amerikanischen Kontinenten gibt es gar keine Landverbindung. Auch Versuche eine RoRo-Fähre einzurichten, (zum drauf- und mitfahren, wie in Europa üblich), sind gescheitert. „Verschluss des Darién“ für die Panamaer, ein Stachel im Fleisch für motorisierter Abenteurer, die die schmale Landbrücke zwischen Nord- und Südamerika mit dem Schiff umfahren müssen. Für mich heißt das: Trennung von Auto (Wohn- und Schlafplatz) und Fahrrad, einen Partner finden, mit dem man die unverschämt, horrenden Kosten der Verschiffung teilen kann, einen Container chartern, einen Agenten finden, der die endlosen Formalitäten im Hafen hilft abzuwickeln, einen Flug nebst Unterkunft in Cartagena und Panama-City zu buchen, ein Mietauto organisieren, um das Auto aus dem Hafen Colon zu holen. Das hört sich vielleicht spannend an, ist aber auch anstrengend bei etwa 35° und 90% Luftfeuchtigkeit wie im Urwald. Glück für mich, dass York und Rita einen Großteil der Organisation übernommen haben.
Die Verschiffung per Container von Cartagena (Panama) nach Colon (Panama), oder umgekehrt, ist praktisch alternativlos. Es sei denn, man setzt gleich bis Mexiko oder bis Los Angeles über. Die Verschiffung der Fracht mit der Fährgesellschaft Seaboard hat über die Agentin Ana Rodriguez (+57 301 4146464, Büro in Cartagena, 10° 23′ 46.7″ -75° 31′ 09.4″) problemlos funktioniert. Ein Schiff fährt 2 mal die Woche und 3 Tage vor Abfahrt sollte man im Büro von Ana sein. Das Fahrzeug muss im Hafen komplett ausgeräumt werden und die Polizei lässt sich mit der Drogenkontrolle leider sehr viel Zeit. Leider hat Ana kein Partner in Colon, der die Auslieferung organisiert. Die kann aber auch allein wie folgt realisiert werden: Mit den Unterlagen von Ana kann der Frachtbrief (Bill of Lading) für den Container im Büro von Seaboard abgeholt werden (Manzanillo Port Administration, neben dem Restaurant, 9° 21′ 50.7″ -79° 52′ 49.4″). Der Frachtbrief muss komplettiert werden um eine Haftpflichtversicherung für Panama für max. 30 Tage (Büro bei Mapfre im Millennium Plaza erfragen, 9° 20′ 39.9″ -79° 53′ 33.3″). Nächste Station ist der Zoll (Manzanillo Port Administration, 9° 21′ 50.7″ -79° 52′ 49.4″). Der Schlüssel für das Fahrzeug ist dann mit vollständigen Papieren (Frachtbrief, Versicherung und Zoll) abzugeben im Manzanillo Terminal RoRo 9° 22′ 01.3″ -79° 52′ 43.9″. Dort kann auch das Fahrzeug abgeholt werden. Insgesamt braucht man etwa für 10 Tage ein Hotel in Cartagena, Panama City und ggf. in Colon. Kosten: 1.300,- USD Container + 100,- USD Hafengebühren Colon. Hinzu kommen Zusatzkosten für Hotel und Flug.