Von Orodara fahre ich nach Bobo-Dioulasso. Da der Standplatz am Hotel ungeignet ist, fahre ich zum Frühstücken erst mal los und stell mich irgendwo in einem Weg an der Fernverkehrsstraße. Es braucht nicht lange und das halbe Dorf schaut mir beim Frühstück zu. Ich versuche diesmal nicht auszuweichen, denn sie sind friedfertig und nur neugierig. Man hält gewissen Abstand. Keiner schraubt am Fahrzeug rum oder bettelt, wie das in Städten üblich bis zum Überdruss ist.
Mein Brot gebe ich an die Kinder. Der Aufstrich scheint etwas Besonderes zu sein. Dafür darf ich auch mal den Hof einer Familie besichtigen. Am Ofen wird Mais gestampft. Das ist Frauenarbeit.
Ein Stück weiter fotografiere ich eine abgebrochene Eisenbahnverbindung.
Zwei Frauen sind neugierig, weil sie dachten ich fotografiere sie beim Wäsche-waschen im Fluss. Sofort sind sie da. Dass ich dann noch ihr Kind auf dem Rücken, wie das hier üblich ist, fotografiere, scheint sie was dagegen zu haben. Ich weiß nicht so richtig, worum es geht, oder was ich falsch gemacht habe und ziehe es vor, mich aus der Affaire zu ziehen, bevor es eine wird. Wahrscheinlich wollten sie für das Foto nur Geld.
In Bobo-Dioulasso finde ich letztendich das Ran Hotel „Somketa“ im Stadtzentrum direkt am Bahnhof, aber mit Pool und WiFi, was nicht ging.
Als Stellplatz für einen Camper eigentlich ungeeignet, weil viel zu laut. Außerdem auch kein Platz, um seinen Frühstückstisch aufzustellen. Der Nachteil an Hotels als Campingplatz ist der, dass keine geeigneten Stellplätze für Camper vorhanden sind.
Ich lasse „Stadt“ wieder Stadt sein und mache am nächsten Tag, nachdem ich kurz WiFi-Anschluss hatte, einen Umweg über Banfora, südwestlich von Bobo-Dioulasso. WiFi ist eigentlich unverzichtbar, um seine Reise zu planen. Aber auch in dem tollen Hotel in Banfora gibt es zwar WiFi, aber kein Internetanschluss.
Ist in diesem Land wahrscheinlich ein echtes Problem. Zudem gibt es auch kein Info-Material oder ein Buchladen mit Karten. Und nach dem Weg zu fragen ist meist völlig sinnlos. So habe ich mit dem Navi auch ein Sück meiner Selbständigkeit verloren.
Ich schwinge mich aufs Fahrrad und fahre einfach drauflos, der Nase nach und verlasse mich auf meinen Orientierungsinn, der Frauen meist fehlt. Kinder fotografieren mich unterwegs. Wie es aussah, hatten sie so einen Apperat noch nicht bedient.
Ich sehe Kinder auf dem Feld arbeiten. Eine Schule habe ich in Dörfern noch nicht gesehen. Aber Brunnen, an denen sie Arbeit mit Spiel verbinden können.
Ich fahre an riesengroßen Zuckerrohrfeldern vorbei, die nur aus Luft als kreisrunde Flächen zu erkennen sind. Kreisrund, weil sie mit riesigen Anlagen bewässert werden. Ich fahre durch subtropisch feuchte Wälder und durch Mango-Baum-Alleeen.
Mein Ziel sind diese wohl im Meerwasser geformte Steinformationen (Domes de Fabedeugou).
Nicht weit entfernt finde ich diesen Wasserfall (Cascades de Karfiguela) und Erfrischung im sandbraunen Wasser der oberen Becken.
Das Hotel bietet alle Annehmlichkeiten, hat nur einen französischen Eigner, welcher was gegen Camper in seinem Hotel hat. Das erfahre ich erst am nächsten Tag. Er bietet mir zum halben Preis ein Zimmer, aber da habe ich mein Stolz und ziehe ich weiter. Den Tangrelasee und die Pics de Sindou lasse ich ausfallen. Da es schon Nachmittag ist, übernachte ich nochmal in Bobo-Dioulasso.
Am nächsten Tag geht es weiter in die Hauptstadt Burkina Fasos mit dem unaussprechlichen Namen Ouagadougou in das Hotel Somkeita www.ran-hotel-somkeita.com (d.h. Standplatz am Pool).
Dort mache ich eine kleine „Stadt“-Rundfahrt und finde endlich einen Schuster, der mein Schuh repariert. Natürlich brauch ich nicht zu warten und schaue zu.
Auf der Fahrt nach Togo mache ich einen kleinen Abstecher in einen Skulpturenpark nahe dem Dorf Zinare, etwa 40 km nordöstlich der Hauptstadt. Ich bin der einzige Besucher des Parks.
Gleich gegenüber ist das Operndorf von Schlingensief. Miit dem Bau des Theaters wurde begonnen, die Baugrube steht aber noch unter Wasser.
Auch das Festspielhaus ist im Bau und die Schule ist schon fertig. Z.Z.sind aber Ferien und kein Schulbetrieb zu sehen. Dem Objekt insgesamt ist zu wünschen, dass es bald mit Leben erfüllt wird.
Ein Theater in Afrika? Eine ziemlich verrückte Idee. Aber durch die Schule und sonstige Zweckbauten erhält das Ensemble seinen guuten Zweck. Es ist ja nicht so, dass die Afrikaner kein Interesse an Theater hätten, aber die haben noch ganz andere Sorgen: der tägliche Kampf um die nackte Existenz. Für Tourismus oder gar für einen Theaterbesuch bleibt da keine Zeit. Was die Afrikaner zuerst brauchen, ist die Teilhabe am Reichtum des Landes, die auch eine Schulbildung möglich machen würde. Zufällig treffe ich dort Teresa, eine Praktikantin in Burkina, die mit ihrer Freundin das Objekt sehen wollte. Ihre Freundin ist in Burkina Faso geboren und lebt schon lange in Deutschland. Mit der sympatischen Theresa kann ich ein paar erfrischende Worte in Deutsch wechseln. Sie erzählt mir aus ihren Erfahrungen in Burkina, und dass vom Reichtum des Landes kaum etwas bei der Bevölkerung ankommt. Ich sage ihr, dass das mein Thema ist, und ich in meinem Blog z. B. davon schon aus Mauretanien berichtet habe. Das Problem ist also offensichtlich für ganz Afrika zutreffend.
Je näher ich der Grenze nach Togo komme, destso mehr LKW´s brettern über die Straße. Dieser Belastung hält die Straße nicht stand. Manchmal muss man einen Weg um die Löcher suchen, manchmal hat sich der Belag ganz aufgelöst. Aber das ist nicht so gefährlich, als mit 100 Sachen von einem Schlagloch unvermittelt überrascht zu werden. Manchmal schmeißen Kinder oder Frauen (mit ihren Kindern auf dem Rücken) Sand in die Löcher und halten die Hand auf und hoffen auf eine milde Gabe.
Die weitere Route führt weiter über Togo nach Cotonou (Benin).
Hallo Reisender, ich verfolge mit großem Interesse deine Fahrt und deine Kommentare. Toll das du den Mut hattest, weiter zu fahren. Ist ja zur Zeit in Afrika nicht ganz ungefährlich. Wünsche dir weiterhin viel Glück und schöne Abenteuer.
Wir haben uns übrigens mal auf der Fischerinsel getroffen.
Schönen Gruß
Frank